Gottes Weg suchen
Gemeindebibeltag: Wie erkennt man den Willen Gottes? Darüber tauschten sich hunderte Christen am Reformationstag in Glauchau aus – und erkannten dabei einige Hindernisse.Die Schöpfungsordnung Gottes wird zunehmend an den Rand gedrängt. Das beobachtet Pastor Tobias Rink, der eine »gesellschaftspolitische Zeitenwende« sieht. Die Veränderungen im Abtreibungsrecht, die Legalisierung von Cannabis – ein »pervertiertes Freiheitsrecht« für ein scheibchenweises Ende des Lebens durch Drogen –, sowie die Suizidhilfe seien gegen den Willen Gottes gerichtet. Mit dieser Zustandsbeschreibung beginnt der Pastor des Julius-Schniewind-Hauses Schönebeck seine Bibelarbeit beim 19. Sächsischen Gemeindebibeltag am Reformationstag in der Sachsenlandhalle Glauchau. In dieser Situation dränge sich die Frage nach dem Willen Gottes auf. »Wir stehen als Christen vor der Herausforderung, eine andere Antwort zu setzen«, sagt Rink. Wie Christen zu dieser anderen Antwort kommen können, ist Thema dieses Tages in der Sachsenlandhalle.
Dabei sind nicht nur die nach Veranstalterangaben etwa 1500 erwachsenen Zuhörer in der großen Halle mit der Frage beschäftigt, sondern auch hunderte von Jugendlichen beim Jugendbibeltag nebenan sowie die zahlreichen Kleinen beim Kinderbibeltag. Ein Familientag also, mit »Gemeinschaft, vielen guten Impulsen und Gedanken sowie cooler Lobpreiszeit«, findet Martha aus der Nähe von Döbeln. Genau wie Rebekka aus Hainichen, die neben ihr steht, ist sie nicht das erste Mal mit ihren Eltern zum Gemeindebibeltag gekommen. »Ich finde es einfach cool hier«, sagt die Jugendliche. Auf der Jugendbühne erzählen junge Menschen aus ihrem Leben mit Gott, wie ihnen das Beten bei Entscheidungen hilft, wie sie Gott hören und ihm vertrauen. Am Hallenrand stehen Tafeln mit Zetteln, auf denen Jugendliche geschrieben haben, wie sie den Willen Gottes erkennen: Durch Lobpreis, durch Andachten, Bauchgefühl, Mitmenschen, Lieder und Ruhe.
Parallel hören die Erwachsenen in der großen Halle, wie Martin Fritzsch Gottes Stimme gehört und danach gehandelt hat. »Ich habe über drei Jahre dafür gebraucht«, erzählt der sächsische Prediger und Musiker vom ersten Impuls bis zu seinem Wechsel aus der Automobilindustrie hin zu einem selbständigen Leben für Gott. Die dauernde Medienbeschallung und Arbeitsdichte hätten ihn von Gottes Willen abgehalten. »Der Satan nutzt jede Gelegenheit, uns das Wort Gottes zu rauben«, sagt Fritzsch. Die Menschen seien gefangen durch Reichtum und Sorge vor der Zukunft. Auch er habe Angst gehabt vor der Zukunft, »Angst vor einem leeren Kühlschrank«, erzählt er. Doch Stille, Gebet und Gottes Hartnäckigkeit hätten etwas verändert.
Von Gottes wundersamer Führung erzählen auch Pastor Lukas Gotter aus Halle und Andreas Walther aus Chemnitz. Gotter habe wegen Gottes Stimme einen Urlaub stornieren müssen. Dafür aber kam er zur TV-Show »Wer wird Millionär?« und gewann. Mit seiner neuen Stiftung habe er nun in Halle ein Haus gekauft und will dort eine Jüngerschaftsschule aufbauen. Arzt Andreas Walther habe die Pläne für seinen Verein Weltbeweger geändert, als zwei Frauen zu ihm kamen mit dem Anliegen, Frauen aus dem Rotlichtmilieau herauszuholen. »Man muss schon seine Antennen dafür ausfahren, um Gottes Willen zu erkennen«, sagt er. So wirke Gott auch in seinem Alltag, etwa wenn er mit Patienten beten dürfe.
In den Pausen zwischen den Bibelarbeiten und Gesprächen können sich die Besucher an den verschiedenen Ständen in der Sachsenlandhalle auch näher über die Arbeit christlicher Werke, Vereine oder Akteure informieren, darunter auch Lukas Gotters Stiftung und Andreas Walthers Verein. Währenddessen hat es sich die Familie Pfeifer in ihren Gartenstühlen auf der Wiese bequem gemacht und genießen ihr Mittagessen. »Das ist ein schönes, großes Treffen mit klarer und verständlicher Ansprache«, schwärmt Anna Pfeifer aus Apolda. Mit ihrem Mann sind sie bei Verwandten in Crimmitschau zu Besuch gewesen und nun gemeinsam hier. Sie lobt die technische und musikalische Begleitung und die Gebärdendolmetscherinnen. Im Sendungsgottesdienst sind diese besonderen Dolmetscherinnen noch einmal gefordert, denn sie übersetzen das gesprochene und gesungene Wort. Pastor Rink erzählt, wie Gott auch durch Störungen und gute Beispiele redet. »Achte auf das, was neben Dir passiert«, gibt er den Gästen mit auf den Weg.
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