Herrnhuter Brüdergemeine wird Welterbe
Deutschland hat künftig 53 Welterbestätten. Am Freitag bekamen die Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine in Ostsachsen den Titel verliehen.Die Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine in Ostsachsen werden Weltkulturerbe. Zusammen mit dem bereits 2015 ausgezeichneten Christiansfeld in Dänemark werden die Herrnhuter Siedlungen in Deutschland, im US-amerikanischen Bethlehem (Pennsylvania) und im nordirischen Gracehill zu einer transnationalen Welterbestätte zusammengeführt, wie das Unesco-Welterbekomitee am Freitag in Neu-Delhi entschied.
Weltweit gibt es mehr als 30 ähnliche quadratisch angelegte Siedlungen, die nach dem Prototyp in der Oberlausitz durch Missionare der Evangelischen Brüdergemeine errichtet wurden. Die auch als Brüder-Unität bekannte evangelische Freikirche ist heute in mehr als 40 Ländern auf fünf Kontinenten vertreten. Deutschland ist nur eine von weltweit 29 Provinzen.
Die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer, nannte es ein »starkes Zeichen«, dass sich vier Staaten gemeinsam für die Auszeichnung der Herrnhuter Siedlungen eingesetzt hatten.
Sachsen ist auf der Welterbeliste neben der Herrnhuter Brüdergemeine mit den beiden länderübergreifenden Stätten Montanregion Erzgebirge und dem Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau vertreten. Der Kulturlandschaft Dresdner Elbtal war der Welterbetitel nach dem Bau der Waldschlößchenbrücke 2009 wieder aberkannt worden.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) erklärte anlässlich der Aufnahme der Herrnhuter Brüdergemeine, alle drei sächsischen Welterbestätten seien grenzüberschreitend. Das Gefühl, Teil des kulturellen Erbes der Menschheit zu sein, mache die Verantwortung, dieses zu bewahren, zu einer wahren Freude.
Sachsens stellvertretender Ministerpräsident und Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) äußerte sich überzeugt, dass Menschen und Wirtschaft vor Ort davon profitieren werden. »In Zeiten, in denen viele negative Nachrichten aus Sachsen kommen, richtet die Entscheidung den Blick auf die vielen Engagierten vor Ort, die an der Zukunft des Freistaats bauen«, betonte er.
Der sächsische Staatskanzleichef Conrad Clemens (CDU) betonte, die gemeinsame Bewerbung mit den USA und Nordirland zeige das weltweite, vielfältige Netzwerk der Herrnhuter. Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) erklärte, die Entscheidung eröffne neue Möglichkeiten für Werbung um Besucher für die Oberlausitz und das Bundesland.
Gegründet wurde der Ort Herrnhut in der Oberlausitz 1722 von protestantischen Glaubensflüchtlingen aus Mähren, die vor der römisch-katholischen Gegenreformation nach Sachsen geflüchtet waren. Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700–1760) bot ihnen Asyl. Sie durften sich auf seinem Landbesitz ansiedeln. Dort errichteten sie im selben Jahr das erste Gebäude. Bereits zehn Jahre später, 1732, startete die erste Mission in die Karibik. Heute leben in Afrika die meisten der weltweit mehr als 1,2 Millionen »Herrnhuter«.
Bis heute ist das barocke Gebäudeensemble rund um den Kirchensaal von 1756/57 das Zentrum der Stadt Herrnhut und Stammsitz der weltweiten Herrnhuter Brüdergemeine. In Deutschland sind die »Herrnhuter« mit etwa 6.000 Mitgliedern in 16 Gemeinden präsent. In Herrnhut selbst gehören ihr 570 Menschen an.
Überregional bekannt ist Herrnhut durch seinen Weihnachtsstern. Entwickelt Anfang des 19. Jahrhunderts in der Brüdergemeine, um Schülerinnen und Schülern Geometrie beizubringen, ist er längst ein Exportschlager. Außerdem gibt die Brüdergemeinde die »Losungen« heraus. Das Andachtsbuch enthält Worte aus der Bibel für jeden Tag. Es erscheint in rund 60 Sprachen und hat weltweit eine Auflage von etwa 1,5 Millionen Exemplaren.
Weitere Informationen zum Thema unter http://www.herrnhuter.de/welterbe
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