Kirchen in Sachsen prüfen erste ökumenische Akademie
Vor 75 Jahren ist die Evangelische Akademie Sachsen gegründet worden. In Dresden wurde am Donnerstag gefeiert. Für die Zukunft gibt es ökumenische Pläne.Mit einer Festveranstaltung im Dresdner Haus der Kirche hat die Evangelische Akademie Sachsen am Donnerstag an ihr 75-jähriges Bestehen erinnert. Nach einem Gottesdienst mit mehr als 200 Menschen fanden ein Podium und ein Festempfang statt. Die kirchliche Bildungseinrichtung in Dresden versteht sich nach eigenen Angaben als ein Ort der Debatte, des freien Denkens, der Spiritualität und Gemeinschaft.
Mehr als 500 Jahre nach der Reformation wird derzeit geprüft, ob eine gemeinsame Bildungseinrichtung der Evangelischen und der Katholischen Akademie Sachsen aufgebaut werden kann. Angesichts weiter sinkender Mitgliederzahlen müssen die Kirchen sparen. Zudem fehlt oft das Personal.
Sachsens evangelischer Landesbischof Tobias Bilz sagte: „Kirchliche Akademien sind Orte der Menschenliebe, jede und jeder ist willkommen.“ Er freue sich auf die Kooperation zwischen den evangelischen und katholischen Akademien. Der Bischof zeigte sich zuversichtlich, dass eine gemeinsame Rechtsform gefunden wird.
Der sächsische Oberlandeskirchenrat Burkart Pilz sagte, wenn das gelänge, „könnte eine gemeinsame Akademie so etwas wie ein Motor, ein Seismograf entstehen“. Die 75-jährige Arbeit der Evangelischen Akademie Sachsen sei „ohne Wenn und Aber ein Grund, sich zu freuen“.
Der Direktor der Evangelischen Akademie Sachsen, Stephan Bickhardt, betonte, die Akademie führe Debatten in Gemeinschaft und mit Respekt. Die Arbeit richte sich an Menschen, die sich für politische, kulturelle und religiöse Fragen interessieren.
Bei einem Podiumsgespräch sagte der Vizepräsident im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Stephan Schaede, Ökumene dürfe nicht als Notstandsökumene betrieben werden, „das wäre zu wenig“. Es sei wichtig, dass aufrichtig auf allen Ebenen der Kirchen zusammengekommen werde.
Die Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz, Beate Gilles, wies auf begrenzte Ressourcen hin. Um zukunftsfähig zu sein, sei es gut, sich zusammenzutun. Vielerorts fehle es in den Kirchen an Personal. Bei einer gemeinsamen Akademie seien jedoch noch strukturelle Fragen zu klären.
„Wir haben noch kein tragfähiges Konzept einer ökumenischen Trägerschaft“, sagte Gilles. Es sei aber gut, sich auf den Weg zu machen. Die Institutionen müssten dafür Pioniergeist mitbringen. Eine gemeinsame Akademie der beiden Kirchen in Sachsen wäre die erste ihrer Art in Deutschland.
Schaede hofft auf eine „Insel des Gelingens“. Eine gemeinsame Akademie könne auch „ein Verständigungsort“ werden. Die Diskussion stand unter dem Thema „Wie Ökumene die Zukunft der Kirche stärkt“. Gilles forderte „Lust auf Differenzierung, um komplexe Situationen zu verstehen.“ Auch das könnten kirchliche Akademien leisten.
Die sächsische evangelische Akademie wurde am 31. Oktober 1949 in Meißen gegründet. Seit 2020 hat sie ihren Sitz in der Dresdner Dreikönigskirche - Haus der Kirche. In Deutschland wurden nach dem Zweiten Weltkrieg evangelische Akademien gegründet, um die Rolle der Kirchen in der NS-Zeit aufzuarbeiten und um beim Aufbau einer demokratischen Gesellschaft mitzuwirken. Bundesweit gibt es derzeit 16 evangelische Akademien.
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