Schon optisch eine Augenweide. Unsere Kultur hat eben weit mehr zu bieten als nur (eine hochentwickelte) Sprache...
Die Leipziger Universitätsbibliothek präsentiert eine fast 500 Jahre alte Chorhandschrift aus Wittenberg erstmals der Öffentlichkeit. Es handelt sich um ein erst vor wenigen Monaten in Leipzig entdecktes einzelnes Doppelblatt einer vormals mindestens 130 Seiten starken Pergamenthandschrift. Dieses ist vom 13. Oktober an in einer Ausstellung der Bibliothek zu sehen, wie der Leiter des Handschriftenzentrums der Universitätsbibliothek, Christoph Mackert, am Donnerstag ankündigte. Es dürfte dem Experten zufolge das älteste bekannte Zeugnis aus der Gottesdienstpraxis der jungen protestantischen Kirche sein.
Das verzierte großformatige Doppelblatt (eine Seite ist 37,5 mal 26 Zentimeter groß) wird auf die Zeit um 1530 datiert. Es enthält drei deutschsprachige Kirchengesänge und ein lateinisches Stück. Mackert hatte es in der Leipziger Universitätsbibliothek in einer Sammlung mittelalterlicher Handschriften gefunden. Das Fragment dokumentiert die gelebte Praxis des reformatorischen Kirchen- und Chorgesangs in Wittenberg.
Die drei deutschen Texte seien im Wechsel mit der Gemeinde gesungen worden, hieß es. Der zudem enthaltene lateinische Vers sei ein Beleg dafür, dass in frühreformatorischer Zeit Teile der alten Liturgie in die neue integriert wurden, sagte Mackert.
Im Sinne der Reformation kam es seit etwa 1521 an verschiedenen Orten zur Einführung neuer Formen des Gottesdienstes mit deutschsprachigen Anteilen in Wort und Lied. Dieser Prozess wurde von Wittenberg aus zentralisiert und vereinheitlicht, vor allem für den mittel- und norddeutschen Raum. Die zeitliche und räumliche Einordnung des Fragmentes war Mackert nach eigenen Aussagen mit Hilfe von Textvarianten möglich, die sich Luthers Arbeit an der Bibelübersetzung aus dem Zeitraum 1526 bis 1530 zuordnen lassen und die enge Übereinstimmungen mit der Wittenberger Kirchenordnung von 1528/33 zeigten.
Die Handschriftensammlung der Leipziger Universitätsbibliothek beherbergt Mackert zufolge mehr als 10 000 Exemplare. Unter den rund 2200 mittelalterlichen Handschriften seien etwa 800 Fragmente.
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