Martin Luther hat nach Ansicht des Sozialexperten Gerhard Wegner das heutige Berufsverständnis erheblich geprägt. »Wir sind im Laufe der Zeit immer wieder zu Luthers Berufsidee zurückgekehrt«, sagte der Leiter des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dem Evangelischen Pressedienst (epd). »Luthers Ansicht nach hat jeder Mensch eine von Gott gegebene Berufung und damit einen Beruf - nicht mehr nur die Obrigkeit und der Klerus.«
Damit werde auch einfachen Arbeiten Würde verliehen: »Das ist sehr viel mehr, als ranklotzen zu müssen. Es ist Arbeit mit Sinn, Verstand und Zweck«, erklärte Wegner. Luther habe diese Ansicht zwar nicht erfunden, aber sehr vorangetrieben.
Luther habe das Verständnis von guter Arbeit weltweit geprägt, sagte der Theologe. Für Deutschland ergebe sich eine besondere Bedeutung: »Auch, weil sich der Zusammenhang von Beruf und Berufung im Deutschen sprachlich so deutlich abbildet.« Luthers Interpretation habe auch sozialgeschichtlich große Folgen gehabt. So hänge das gesamte System der Berufsausbildung eng mit ihr zusammen. »In Deutschland lernt man seinen Beruf nicht nur nebenbei. Es hat eine eigene Wertigkeit und Geltung, wenn man einen Beruf hat.« Dieser habe immer auch mit der eigenen Identität zu tun.
Eine so große Bedeutung hatte Luthers Interpretation dem Experten zufolge aber nicht immer. »Direkt nach der Reformation hat etwa aufgrund des Dreißigjährigen Krieges niemand daran gedacht, solche Sozialreformen durchzusetzen.« Später, im 18. und 19. Jahrhundert sei die Idee, dass ein Beruf mit Ausbildung zu tun habe und ihm eine eigene Wertigkeit zukomme, dann aber stark vertreten worden.
In eine Krise sei Luthers Berufsverständnis im 19. und 20. Jahrhundert gekommen. Mit dem Fließband hätten sich Tätigkeiten entwickelt, »bei denen der Mensch Teil der Maschine wurde«, sagte Wegner. In den 50er und 60er Jahren seien viele Menschen der Ansicht gewesen, ein Job sei dazu da, um Geld zu verdienen. »Sie sahen den Sinn des Lebens in der Freizeit und im Konsum, aber nicht mehr in der Arbeit.«
»Das hat sich allerdings nicht durchgesetzt«, betonte Wegner. Heute suchten viele Menschen in ihrer Arbeit Erfüllung und wollten sie nicht nur zum Geld verdienen ausüben: »Die Ansprüche an die eigene Arbeit sind gewaltig gestiegen.« Religiös fassten Luthers Berufsverständnis allerdings nur noch sehr wenige auf.
Mehr zum Buch: Gerhard Wegner (Hrsg.): Von Arbeit bis Zivilgesellschaft. Zur Wirkungsweise der Reformation. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2017. 30 Euro
Luthers Rebell
Thomas Müntzer – sein Name ist untrennbar mit dem Bauernkrieg 1525 verbunden. Vor 500 Jahren hielt er seine »Fürstenpredigt«. Wer war dieser unbequeme Jünger Luthers? Mehr lesen Sie im Digital-Abo- Mitarbeiter/innen (m/w/d) Ökumenische Sozialstation Leipzig
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