Die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wird künftig von einem Betroffenenbeirat begleitet. Das Gremium will Mitte September zum ersten Mal zusammenkommen, wie die EKD am Donnerstag in Hannover mitteilte. "Aus den massiven Fehlern und Vertuschungen der Vergangenheit muss die Kirche lernen - um Gerechtigkeit für Betroffene zu schaffen, um Täterstrategien zu durchbrechen und um Kinder und Jugendliche heute und in der Zukunft besser zu schützen", sagte Katarina Sörensen, Mitglied des neuen Beirates.
Prävention, Aufarbeitung und Hilfen bei sexualisierter Gewalt gehören zu den künftigen Aufgaben des Beirates. Er besteht aus zwölf Mitgliedern, die über eine öffentliche Ausschreibung ausgewählt wurden. Der Auswahlprozess hatte sich wegen der Corona-Pandemie verzögert. Ursprünglich hätte der Beirat bereits im Sommer seine Arbeit aufnehmen sollen.
Das neue Gremium biete Betroffenen eine strukturierte Beteiligung an den Prozessen, für die der Beauftragtenrat zum Schutz vor sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche verantwortlich ist, hieß es. "Dass Sie bereit sind, im Beirat anderen Betroffenen, die angesichts des erlittenen eigenen Leids nicht die Kraft oder Möglichkeit dazu haben ihre Anliegen in der Öffentlichkeit zu vertreten, eine Stimme zu verleihen, trägt auch dazu bei, künftiges Leid zu verhindern", sagte die Sprecherin des EKD-Beauftragtenrats, Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs.
Die Beteiligung von Betroffenen an der Prävention, Aufarbeitung und Hilfe ist der erste von elf Punkten eines Handlungsplans, den die Synode der EKD im Herbst 2018 beschlossen hatte. Im Juni hatte der Rat der EKD mehrere wissenschaftliche Studien auf den Weg gebracht, die einzelne Aspekte untersuchen sollen - wie Täterstrukturen oder Auswirkungen des sexuellen Missbrauchs auf die Biografie der Betroffenen. Die Ergebnisse sollen in einer Metastudie zusammengeführt werden. Binnen drei Jahren sollen die Studien abgeschlossen sein.
Dem Betroffenenbeirat gehören neben Katarina Sörensen auch Nicolai Blank, Nancy Janz, Karin Krapp, Kris Laufbacher, Sophie Luise, Elsa Manuela Nicklas-Beck, Matthias Schwarz, Henning Stein, Harald Wiester, Detlev Zander sowie eine weitere Person an. Bis Mai 2020 hatten sich 770 Betroffene von sexuellem Missbrauch bei der EKD gemeldet.
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