Den Luther-Moment entdecken
500 Jahre Worms: Anlässlich des 500. Jubiläums von Luthers berühmten Auftritt vor dem Reichstag in Worms wird ein Schauspiel aufgeführt und übertragen. Die Frage ist: Was ist mein Luther-Moment?»Mönchlein, Mönchlein, du gehst jetzt einen Gang, dergleichen ich und mancher Oberst auch in unserer allerernstesten Schlachtordnung nicht getan haben«, raunte der hartgesottene Söldnerführer Georg von Frundsberg Martin Luther zu, als der Reformator an jenem 18. April den Saal betrat, in dem Kaiser Karl V. und die Großen des Heiligen Römischen Reichs auf ihn warteten.
Nicht wenige in diesem Saal warteten nicht nur, sondern erwarteten auch etwas. Nämlich, dass der unverschämte Mönch Luther auf dem Reichstag zu Worms seine frechen Thesen gegen die Glaubenspraxis der Kirche widerrufe. Luther hingegen war entschlossen, das keinesfalls zu tun – oder nur dann, wenn er anhand der Heiligen Schrift widerlegt werde. Das allerdings war lebensgefährlich. Der Brandgeruch seines Scheiterhaufens lag in der Luft, als Luther der dringlichen Aufforderung seiner Ankläger eine deutliche Absage erteilte.
Am Vortag hatte Luther schon einmal in diesem Saal gestanden. Da hatte er unsicher, verzagt gewirkt, hatte nur mit leiser Stimme gesprochen. Er war sichtlich überrascht gewesen, dass man gar nicht daran dachte, mit ihm über seine Thesen zu disputieren, sondern nur einen Widerruf akzeptieren wollte. Tags darauf sollte er sich endgültig entscheiden. Wie ausgewechselt wirkte der Luther, der am nächsten Tag mit fester Stimme eben jenen Widerruf verweigerte. »Irgendetwas muss in der Nacht zwischen diesen beiden Auftritten bei ihm passiert sein«, sagt der Theologe und Buchautor Fabian Vogt. Etwas, das ihm enormen Mut einflößte.
Was diese Courage bewirkt haben könnte, ist Thema des »Luther-Moments« exakt 500 Jahre nach dieser Nacht. Am 17. April erinnert daran ab 23 Uhr eine Multimedia-Inszenierung auf dem Wormser Marktplatz vor der Dreifaltigkeitskirche, die Teil des Festwochenendes zum Jahrestag ist. Im Südwestdeutschen Rundfunk wird der Abend übertragen.
Der künstlerische Leiter der Show, der Frankfurter Regisseur und Komponist Parviz Mir-Ali, hat den Titelsong für das Schauspiel produziert. In dem Lied arbeitet er viel mit Luther-Zitaten, bezieht sie aber aufs Heute. »Auch heute brauchen wir dringend Menschen, die für die gute Sache ein- und aufstehen«, erklärt er. »Es berührt mich, wenn ein Mensch quasi allein gegen Ungerechtigkeit und Leid aufsteht und seinen Ängsten und seinem Hedonismus zum Trotz eine Position einnimmt, die die Welt zu einem besseren Ort machen kann.« Das Schauspiel sei eine multimediale Brücke, die den Kern der Tat Luthers ins Heute hole, sagt der Regisseur.
Persönlich habe er auch schon den einen oder anderen Luther-Moment in seinem Leben gehabt, erzählt Mir-Ali. »Manchmal habe ich versagt und manchmal war es mir möglich, meine Interessen hinten anzustellen und einem höheren Wert unterzuordnen.« Jeder Mensch erlebe doch solche Situationen – im Kleinen wie im Großen.
Veranstalterin der Inszenierung ist die Evangelische Kirche Hessen-Nassau in einer Arbeitsgemeinschaft mit der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. »Die Idee dabei ist, das bundesweit gemeinsam zu feiern«, erklärt Fabian Vogt. Wer mitfeiert, sei eingeladen, »sich zu fragen: Was ist denn mein Luther-Moment?«, so Vogt. Also gemeinsam zu überlegen, wann und wo man selbst Zivilcourage gezeigt hat oder gern zeigen würde. Es muss ja nicht gleich eine so große Sache sein, die einen groben Klotz wie Georg von Frundsberg vom Hocker gehauen hätte.
Am 17. April, 23 Uhr, findet das Live- Schauspiel »Der Luther-Moment« in Worms statt, das ab 22.35 Uhr im SWR übertragen wird. Mehr Infos unter:
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