Ein »Pieks« spaltet die Christen
Impfen: Nicht wenige Christen warnen mit drastischen Worten vor der Corona-Impfung und bezeichnen sie als »Werk der Finsternis«. Sind sie auch mitverantwortlich für die niedrige Impfquote in Sachsen?Die unterschiedliche Beurteilung der Corona-Impfung treibt derzeit Familien, Bekanntenkreise und Kirchgemeinden auseinander. Je länger dieser Konflikt gärt, desto unüberbrückbarer scheint der Riss zu werden, der zwischen Gegnern und Befürwortern der Impfung und Pandemie-Politik gewachsen ist.
Auch und vor allem im Bereich der Kirche hat sich in den vergangenen Monaten vielerorts eine Situation ergeben, in der die einen immer erbitterter gegen das Impfen und die Corona-Einschränkungen Sturm laufen und die anderen den eingeschlagenen Weg der Impfungen und Testungen sowie der bedarfsweisen Einschränkungen verteidigen. Dabei wird auf beiden Seiten mit christlichen Begründungen argumentiert. Während das Impfen für die einen einen Akt der Nächstenliebe und eine christliche Pflicht darstellt, ist es für die anderen das widergöttliche »Malzeichen des Tieres« aus der Johannesoffenbarung und ein »Werk der Finsternis«. Der Umgang mit dem SARS-CoV-2-Virus scheint eine regelrechte Bekenntnissituation heraufbeschworen zu haben. Manche der impfkritischen Christen fühlen sich bereits derartig ausgegrenzt und angefeindet wie einst als Christen in der DDR, so war es schon zu hören.
Bereits vor einigen Monaten schickten sich Christen aus Sachsen untereinander ein Internet-Video von Handy zu Handy, in dem ein freikirchlicher Prediger von der Kanzel aus zum Widerstand gegen die als falsch und verlogen bezeichnete Corona-Bekämpfung samt Impfung aufruft. In dem mittlerweile vom Internetkanal YouTube wegen Verstoßes gegen die Richtlinien gelöschten Video spricht der Pastor von »Corona-Lügen« und »Vertuschungen rund um die Tests und Impfungen« und meint, Christen dürften »mit den unsagbar bösen und menschenverachtenden Werken des Corona-Terrors keine gemeinsame Sache machen«. Er sagt verheerende gesundheitliche Folgen der Impfung voraus und meint: »Wenn auch diese sogenannten Christen versuchen, diese Fakten wegzureden, die Folgen kleinzureden, die Teilhabe am Corona-Impfterror möglicherweise zur christlichen Pflicht der Nächstenliebe erheben, dann ist das die klare Folge der Anpassung an die Welt – und geschieht in der Regel wohl auch aus Feigheit und Bequemlichkeit.«
Diese Argumentation ist auch unter Christen der USA verbreitet, wo sich einer Umfrage zufolge knapp die Hälfte aller weißen US-Evangelikalen »eher nicht« gegen Corona impfen lassen will. Auch werden dort mittlerweile »maskenfreie Gottesdienste« angeboten, in denen »Glaube« statt »Angst« gefeiert wird. Die New York Times analysierte diese christliche Impfgegnerschaft im April so: »Dieser Opposition liegt ein Mix aus religiösem Glauben und einem althergebrachten Misstrauen gegenüber etablierter Wissenschaft zugrunde und das wird zusätzlich befeuert durch ein breites kulturelles Misstrauen gegenüber Institutionen und einem Zug hin zu Online-Verschwörungstheorien.«
Ob auch in Sachsen ein Zusammenhang zwischen der Impfverweigerung konservativer Christen und der derzeit relativ niedrigen Impfquote von rund 55 Prozent besteht, lässt sich nicht klar sagen. Eine aktuelle Studie der TU Dresden hat lediglich festgestellt, dass etwa jeder fünfte Sachse als impfskeptisch gilt und zwölf Prozent eine Impfung komplett ausschließen. Und dass in der Impffrage Männer insgesamt kritischer sind als Frauen, Jüngere im Schnitt deutlich kritischer als Ältere und sich bei Arbeitern, Auszubildenden, Realschulabsolventen sowie AfD-Sympathisanten ein besonders hohes Maß an Ablehnung findet. Die größte Akzeptanz gegenüber den Corona-Maßnahmen äußerten die Befragten in Nordsachsen und Leipzig, die stärkste Ablehnung in den Landkreisen Görlitz und Erzgebirge.
Teilnehmer: 110
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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