Beim „Wartburg-Experiment“ anlässlich des 500. Jahrestages der Bibel-Übersetzung durch Martin Luther (1483–1546) hat es den letzten Wechsel gegeben. Die Schriftstellerin Iris Wolff löste ihren Kollegen Senthuran Varatharajah auf der Veste ab, der in den vergangenen vier Wochen auf der Wartburg residiert hatte, teilte die Internationale Martin Luther Stiftung am Montag in Erfurt mit. Am Sonntag hatten beide zusammen mit Uwe Kolbe, der als erster des schreibenden Trios einen Monat auf der Burg verbracht hatte, im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten des Thüringer Themenjahres „Welt übersetzen“ im Eisenacher Stadtschloss Kostproben aus ihren Werken gelesen.
Am Dienstag werden sie zu einem Austausch mit Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) im Erfurter Augustinerkloster erwartet. „Ich freue mich auf eine Zeit der Stille und Ruhe, auf das Zwiegespräch mit der Lutherbibel“, sagte Wolff anlässlich ihres Einzugs in das Schreibzimmer. Vor allem freue sie sich auf das Schreiben mit Blick auf einen weiten Novemberhimmel, so die gebürtige Siebenbürgerin. Den hatte bereits Varatharajah genossen: „Gewöhnen konnte ich mich nicht an diese Masse an Himmel, an diese Variationen des Himmels hier oben, die mich jedes Mal sprachlos gemacht hat“, meinte der in Berlin lebende Autor.
Die Schriftsteller halten sich tagsüber direkt neben Luthers Schreibstube auf, die Nacht verbringen sie im Hotel der Burg. Dabei versuchen sie einen inneren Dialog mit der Übertragung des Neuen Testaments durch den Reformator aus dem Griechischen ins Deutsche, die dieser Ende 1521 begonnen und nach nur elf Wochen vollendet hatte.
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