Missbrauch: Früherer Jugendwart beschuldigt
Ehemaliger Jugendwart Kurt Ströer soll in 1960er und 1970er Jahren mehrere Jugendliche sexuell und geistlich missbraucht haben – Taten seit 2012 in Diakonengemeinschaft und Landeskirchenamt bekannt – Landeskirchenamtspräsident Vollbach bittet Opfer um Entschuldigung und fordert wissenschaftliche Aufklärung der TatenDer langjährige Jugendwart Kurt Ströer soll in den 1960er und 1970er Jahren Jugendliche sexuell und geistlich missbraucht haben. Darüber informierte die Landeskirche Sachsens am vergangenen Wochenende im Zusammenhang mit einem Zeitungsbericht in der »Freien Presse« aus Chemnitz. »Vier dem Landeskirchenamt namentlich bekannte Betroffene berichten von wiederholten Übergriffen in ihrer Jugendzeit«, heißt es in der Mitteilung.
Kurt Ströer war von 1956 bis 1986 Jugendwart im damaligen Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz). Er war Moritzburger Diakon und starb 2013 im Alter von 91 Jahren. Er galt als einer der prägendsten Köpfe der evangelischen Jugendarbeit in Sachsen. Die Taten sollen im Rahmen der Jugendarbeit stattgefunden haben, die Kurt Ströer verantwortet hat. »Dabei wurden von ihm oft gezielt seelsorgerliche Situationen ausgenutzt. Die Betroffenen berichten sowohl von sexuellem als auch geistlichem Missbrauch, der sie bis heute belastet«, so die Landeskirche.
Bereits 2012 habe sich ein Betroffener erstmals an die Gemeinschaft Moritzburger Diakoninnen und Diakone gewandt, welche das Landeskirchenamt darüber informiert habe. Danach sei im Rahmen einer »intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema« der Name des Täters in einem Brief benannt worden, der im März 2013 an alle Mitglieder der Gemeinschaft verschickt worden sei, heißt es. »Die Landeskirche informierte ihrerseits alle Superintendenten mit dem Ziel, mögliche weitere Betroffene zu ermitteln«, teilte sie mit.
Neben Unterstützungsleistungen nach damaligen Regelungen erhielten manche Betroffene nach Informationen der »Freien Presse« auch von einer Unabhängigen Kommission Leistungen zur Anerkennung erlittenen Leides durch sexualisierte Gewalt. »Die Tatsache, dass solche Taten im Raum unserer Kirche stattfinden konnten und diese während der Dienstzeit von Kurt Ströer nicht erkannt und verhindert wurden, beschämt uns zutiefst«, sagte der Präsident des Landeskirchenamtes, Hans-Peter Vollbach. »Ich bitte diejenigen, denen Kurt Ströer in ihrer Jugend Gewalt angetan hat, an dieser Stelle nochmals öffentlich um Entschuldigung für das, was sie dadurch erlitten haben.«
Die Landeskirche bemühe sich intensiv darum, die Taten in der Studie zu sexualisierter Gewalt im Bereich der evangelischen Kirche in Deutschland wissenschaftlich aufarbeiten zu lassen, so Vollbach. Wenn dies nicht möglich sei, werde man selbst nach Möglichkeiten einer solchen wissenschaftlichen Aufarbeitung suchen, sagte der Präsident.
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