Menschenskind!
»Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele.« Matthäus 20, Vers 28
Menschenskind! Was soll das denn jetzt?« Ich habe noch den Ruf meiner Mutter im Ohr. »Menschenskinder!« Das könnte auch Jesus ausgerufen haben. »Ich begebe mich auf den Weg des Leidens, werde für euch in den Tod gehen. Und ihr habt keine anderen Sorgen, als die besten Plätze zu ergattern in meinem Reich? Ihr verhaltet euch wie Kinder, habt die Lage überhaupt nicht erfasst.«
Sich selbst bezeichnet Jesus dagegen als Menschensohn. Er greift damit auf die alte Vorstellung einer richtenden Engelsgestalt zurück. Doch dieser kommende Richter ist gleichzeitig der leidende Gerechte, der Gottesknecht, von dem wir im Propheten Jesaja lesen. Jesus will keine Macht ausüben über Menschen. Er ist für sie da, gibt sein Leben hin. Er wäscht den Jüngern die Füße und gibt ihnen zu essen. Menschensohn? Aus dem alten Hoheitstitel ist unversehens ein Titel der Niedrigkeit geworden. Jesus stirbt wie wir. Einsam und wehrlos. Er gibt sein Leben für uns. Deswegen ist er gekommen.
Und wir Menschenkinder? Nehmen wir sein Geschenk an? Erkennen wir, wie menschlich wir sind, unerlöst, immer auf unseren Vorteil aus? Um dienen zu können, muss einer ganz eins mit sich sein. Nicht größer und mächtiger sein wollen, nicht stärker und klüger. In letzter Konsequenz konnte nur Jesus diesen Weg gehen. Nur er ist Menschensohn und Gottes Sohn zugleich. Und doch beginnt unser Satz im Matthäusevangelium mit einem »so wie«: »so wie der Menschensohn nicht gekommen ist, …«.
Die letzten Wochen der Passionszeit geben uns gerade jetzt Gelegenheit dazu: Wo und wie kann ich Geflüchteten helfen? Wen kann ich stärken und trösten? Vielleicht ernte ich dann sogar ein anerkennendes »Menschenskind, du!«.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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