In die Rassismus-Debatte zum Werk des Schriftstellers Karl May (1842–1912) hat sich jetzt auch die sächsische Karl-May-Stiftung eingeschaltet. Sie bezeichnete die Diskussionen um die Winnetou-Kinderbücher als überzogen. Zudem werde Karl May häufig auf einige Film-Klischees reduziert, teilte die Stiftung in Radebeul bei Dresden mit. Er verdiene jedoch eine differenzierte Betrachtung.
Die Stiftung, die am früheren Wohnort des Schriftstellers in Radebeul das Karl-May-Museum betreibt, hat eine Petition unter dem Titel »Ist Winnetou erledigt?« gestartet. In der im Internet veröffentlichten Stellungnahme heißt es unter anderem: »Gerade, weil in seinen Texten Vorurteile vorausgesetzt, verbalisiert, bekämpft und überwunden werden, ist er keineswegs ›überholt‹, sondern auch für das 21. Jahrhundert eine lohnende Lektüre.«
Der Ravensburger Verlag hatte wegen eines in den sozialen Medien erhobenen Rassismusvorwurfes mehrere Publikationen rund um den Film »Der junge Häuptling Winnetou« zurückgezogen. In der nachfolgenden Debatte war immer wieder von »kultureller Aneignung« die Rede.
»Als deutscher Schriftsteller des 19. Jahrhunderts ist Karl May unvermeidlich vom Habitus eines kolonialen Zeitalters geprägt«, heißt es in der Petition weiter. Der Autor habe sich aber vor allem in seinem Spätwerk »ganz in den Dienst überkonfessioneller Humanität« gestellt und »am Vorabend des Ersten Weltkriegs die Utopie einer von gegenseitigem Respekt getragenen Menschheitsverbrüderung« entwickelt. Dieser Teil seines Schaffens trete heute zu Unrecht hinter den populären Abenteuererzählungen zurück.
Spätes koloniales Gift
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