Ein neues Sehen lernen
Jahreslosung: Wenn Menschen andere Menschen fallen lassen, ist Gott da und eröffnet Wege. Die Bibel lädt ein, von Gott zu lernen und sich und andere nicht aufzugeben.Erst als niemand sie mehr wahrnimmt, wird sie gesehen. Hagar. Sie erlebt das wie eine Gottesoffenbarung: »Du bist ein Gott, der mich sieht!« Manche Wunder werden notwendig, wenn die Menschen nicht tun, was ihnen aufgetragen ist. Zum Beispiel einander zu sehen. Bei Hagar wurde das versäumt, als sie ihre Sklavenarbeit verrichtete. Es ist auch nicht geschehen, als Abraham »zu ihr ging«, um seiner Frau und sich selbst ein Kind zu verschaffen. Sie war nur ein verfügbarer Körper.
Bemerkt wurde sie, als sie aus ihrer Schwangerschaft ein klein wenig Selbstbewusstsein ziehen wollte. Nichts da, du Fremde! Erledige deine Pflicht und halte dich demütig. Da musste sie weg, und genau da zeigte sich ihr Gott. Er eröffnete ihr eine neue Perspektive mitten im Unabwendbaren.
Für die Deutung der neuen Jahreslosung gibt es starke und vielfältige Ansatzpunkte. Für den Jahresauftakt aber sind mir zwei Einsichten besonders wichtig.
Wir vertreiben, wenn wir nicht sehen. Natürlich wird jeder Mensch irgendwie wahrgenommen. Seinem Aussehen nach und seinem Verhalten nach. Worte und Taten werden gehört und gesehen. Da fliegen prüfende Blicke und werden zu urteilenden Bemerkungen. Leistung wird gemessen, Wohlverhalten honoriert. Sozialer Status wird bestimmt und übereinstimmende Ansichten werden gesondert gewertet. Daraus ergibt sich ein Gesamtbild. Das Problem: Damit ist nichts über das Wesen eines Menschen gesagt!
Haben Sie schon einmal die schmerzhafte Erfahrung gemacht, in einem solchen Bewertungsprozess völlig verkannt worden zu sein? Ist es Ihnen schon passiert, dass Sie dann in ein emotionales Loch gefallen sind? Oder haben Sie stumme Sätze formuliert, um offenzulegen, was Ihnen eigentlich wichtig war und wie verkehrt all die Urteile über Sie sind? Vergessen Sie niemals diese Empfindung! Erinnern Sie sich an Ihre stammelnden Erklärungsversuche oder Ihr erschrecktes Schweigen! Halten Sie Ihre Ablehnungserfahrungen mahnend präsent, damit Sie davor bewahrt bleiben, andere abzulehnen. Erinnern Sie sich an Ihren Zorn oder Ihr Beleidigtsein! Spüren Sie immer wieder den Schmerz, den Sie empfunden haben, als jemand »zugemacht« hat, dessen Offenheit Sie gebraucht hätten. Gott bewahre uns mit Hilfe dieser Erinnerungen davor, dass wir anderen die Möglichkeit zum Leben nehmen und sie vertreiben!
Wir schenken Leben, wenn wir hinschauen. Wir werden auch im neuen Jahr nicht darum herumkommen, Einschätzungen zu treffen. Diese Herausforderung bleibt uns. Das Verhalten von Menschen wird zu deuten sein. Es gilt, Positionen zu finden und Entscheidungen zu fällen. Manche Menschen werden wir zum Zuge kommen lassen wollen, andere nicht. Dabei werden wir in Gefahr geraten, Fehleinschätzungen zu treffen und unangemessene Urteile über Menschen zu sprechen.
Haben Sie schon einmal die Erfahrung gemacht, dass jemand nicht nur Ihre offensichtlichen Taten bewertet, sondern auch die guten Absichten dahinter gesehen hat? Erinnern Sie sich noch an die Erleichterung, die Sie empfunden haben, weil Sie nicht nur »der Sache nach« beurteilt wurden? Konnten Sie schon erleben, wie sich etwas zum Guten gewendet hat, weil jemand Ihnen gut war? Hat schon mal jemand zu Ihnen gestanden, obwohl er damit allein war?
Vergessen Sie niemals diese Empfindung! Halten Sie sie präsent, wenn Sie wieder und wieder versuchen, das Gute in jemandem zu sehen, der scheinbar versagt. Bleiben Sie zugewandt, wenn Sie Menschen eigentlich aufgeben wollen. Lassen Sie sich nicht vom Urteil anderer irritieren. Denken Sie vor allem daran, welche Lebenskräfte solches Verhalten bei Ihnen selbst freigesetzt hat.
Das Jahr 2023 liegt vor uns. Wir wissen nicht, was kommt. Genauso wie letztes Jahr und jeden Jahreswechsel davor. Fest steht aber, dass Gott uns nicht aus seiner Nähe vertreibt, sondern Lebensmöglichkeiten eröffnet. Das tut er manchmal mit einem Augen-Blick. Ich wünsche Ihnen für das neue Jahr die Gewissheit, dass Gott auf Sie schaut und Freude daran, Menschen zu entdecken.
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