Ja, dieser Evangelische Kirchentag in Nürnberg war der Erfolg, den viele erhofft und manche bezweifelt hatten. Zehntausende Christen feierten nach den langen Dürrejahren der Pandemie ein fröhliches, buntes, debattenreiches Glaubensfest – und ließen den Kirchentag wiederauferstehen. Das belebt, beschwingt und gibt Rückenwind für die Bewältigung der vielen Herausforderungen in Gesellschaft und Kirche.
Und doch bleibt ein Wermutstropfen. Obwohl auf vielen Podien gerufen wurde: »Lasst euch nicht spalten«, gelang das bei der so wichtigen und notwendigen Debatte über die christliche Friedensethik in Kriegszeiten nicht wirklich. Hier hat der Kirchentag keinen Mut bewiesen. Denn die pazifistischen und die militärbefürwortenden Fraktionen haben mehr übereinander als miteinander gesprochen. Dabei erhielt die pro-militärische Position eine größere Bühne – begonnen mit den richtungsweisenden Worten von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur Eröffnung: »Neben all den anderen Anstrengungen, es ist auch Zeit für Waffen.« Auf dem größten Podium zum Thema mit knapp 5000 Menschen argumentierten drei prominente Gäste für die militärischen Optionen und nur einer dagegen. Bei einem anderen, kleineren Podium am Folgetag waren mehrheitlich die pazifistischen Stimmen unter sich. Man scheute offenbar den direkten Disput. Das ist eine vergebene Chance. Denn auch wenn unter evangelischen Christen offenbar mehrheitlich der militärische Kurs der Regierung mitgetragen wird, braucht es dringend die permanente Debatte darüber, an welche Werte sich evangelische Friedensethik zurückzubinden hat. Denn es könnte sein, dass die Erweiterung von Denkhorizonten Wege zur Beendigung einer Waffen-Eskalation eröffnet.
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