Kirchenland in wessen Hand?
Umgang mit Kirchenland: Die Landeskirche denkt über nachhaltigere Kriterien zur Landverpachtung nach. Neben der Bewahrung der Schöpfung soll auch das Gemeinwohl eine Rolle spielen.Es sollte nur eine Formalie sein: In Klipphausen westlich von Dresden möchte die Kommune das örtliche Gewerbegebiet um 65 Hektar erweitern. Dazu braucht sie Flächen, eine davon von der Kirchgemeinde Röhrsdorf. Ein Tausch war geplant: Bauland für das Gewerbegebiet gegen Grünland, das zu Bauland erklärt werden soll. Als das öffentlich wurde, protestierten nicht nur die Anwohner des Grünlandes, sondern auch Gemeindeglieder.
Manfried Eisbein zum Beispiel ärgerte sich, dass über den Tausch nicht die Gemeinde informiert oder befragt wurde. »Geschäfte der Kirche müssen dem ethischen Grundsatz ›der Bewahrung der Schöpfung‹ dienen und sich möglicherweise auch gegen kurzfristigen finanziellen Erfolg richten«, schrieb das Gemeinderats-Mitglied von Bündnis90/Die Grünen in einem Offenen Brief an den Kirchenvorstand. Eisbein wolle nicht, dass die Kirche dazu beitrage, weitere Flächen zu versiegeln.
Es ist nur ein Beispiel dafür, dass der Umgang mit Kirchenland in Gemeinden an Bedeutung gewinnt. Immerhin geht es um über 300 000 Hektar Fläche, welche die Gemeinden innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) besitzen, größtenteils im Osten der Republik. Das kann nicht nur ein wichtiger finanzieller Faktor für die Gemeindehaushalte sein, sondern auch ein Aushängeschild für den Umgang mit der Schöpfung. Wer beim Verbrauch auf ökofaire Beschaffung achtet, warum nicht auch beim Umgang mit dem Kirchenland? Die EKD formulierte 2018 in ihren Impulsen zur Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung: »Naturkapitalien und Naturgüter müssen mindestens konstant gehalten oder gestärkt werden.« Das Ziel der Nachhaltigkeit umfasst dabei theologisch neben der Bewahrung der Schöpfung auch die Aspekte Frieden und Gerechtigkeit. Die Landessynode hatte deshalb im Frühjahr beschlossen, dass das Landeskirchenamt Kriterien zur gemeinwohlorientierten Verpachtung von landwirtschaftlichen Flächen erarbeiten soll. 2014 waren bereits »Hinweise zur ethisch verantwortbaren Bewirtschaftung unbebauter Grundstücksflächen« erschienen, die vor allem ökologische Aspekte betrafen. Massentierhaltung, Düngung mit Klärschlamm und der Einsatz von Gentechnik waren ohnehin schon untersagt.
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft hatte nun im vergangenen Jahr einen Kriterienkatalog zur gemeinwohlorientierten Verpachtung veröffentlicht, an dem sich die Landeskirche orientieren könnte, sagt Manuela Kolster. In den neuen Katalog könnten nun auch soziale Kriterien wie Löhne oder die regionale Vermarktung einfließen, meint die Referentin für Umwelt und Ländliche Entwicklung an der Heimvolkshochschule Kohren-Sahlis. So soll eine transparente Bepunktung entstehen, die für die Interessenten nachvollziehbar sei. Die Hinweise der Landeskirche von 2014 seien aber weiterhin aktuell und eine gute Grundlage zur Verpachtung, sagt Manuela Kolster, die dazu auch Kirchgemeinden berät. Letztlich könne die stärkere Orientierung an Nachhaltigkeit auch bedeuten, dass Lebensmittel teurer würden, so Kolster. »Es geht ja insgesamt um eine bewusstere Ernährung und weniger Abfall«, entgegnet sie den Sorgen mancher Verbraucher. Die Gemeinden sollten schauen, was es ihnen wert ist, einen besseren Bewirtschaftungsstandard zu erfüllen, rät die Referentin. »Und sie sollten mit den Pächtern ins Gespräch kommen.«
Pfarrer Markus Helbig hat dies getan. Nach einer öffentlichen Veranstaltung im Kirchspiel Geithain vor zehn Jahren zum Thema Verpachtung unter ökologischen Vorzeichen seien die Landwirte auch auf ihn zugekommen. Im Ergebnis des Diskussionsprozesses habe die Kirchgemeinde die Pachtdauer von zwölf auf sechs Jahre verkürzt – ohne automatische Verlängerung. »Wir schauen nicht als Erstes auf die Pacht, sondern auch auf die Betriebsart und die Regionalität«, sagt der Pfarrer. Ein Drittel des Pachtlandes sei mittlerweile »in Bio-Bauernhand«.
Die konventionelle Bewirtschaftung habe dennoch ihre Bedeutung auf dem Land. Alles in Bio-Hand sei in der Region Geithain gar nicht machbar, meint Helbig.
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Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
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