Eine andere Welt ist pflanzbar
Schöpfung: Vom 1. September bis 4. Oktober begehen die christlichen Kirchen gemeinsam die Schöpfungszeit. Die große Zusammengehörigkeit allen Lebens soll neu bedacht und Wege der Bewahrung der bedrohten Erde gefunden werden. Auch sächsische Christen machen sich auf den Weg der »Umkehr zum Leben«.Kaum ein Problem ist derzeit so drängend wie die Bedrohtheit der Schöpfung. Das Netz des Lebens beginnt zu reißen, ein ökologischer Totentanz ist im Gange. Am 2. August war der globale Erdüberlastungstag: An diesem Tag hat die Menschheit alle Ressourcen verbraucht, die ihr eigentlich für das gesamte Jahr zur Verfügung stehen würden – denn für die natürliche Erneuerung dessen, was die Menschheit seit Jahresbeginn bis heute verbraucht hat, benötigen die Ökosysteme ein ganzes Jahr. Die Klimakrise ist nicht mehr abstrakt, sondern vielerorts dramatisch spürbar: Dürren, Unwetter, Waldbrände. Und laut der Umweltschutzorganisation BUND befinden wir uns heute im größten Artensterben seit dem Ende der Dinosaurierzeit: Auf der internationalen Roten Liste stehen fast 41 500 bedrohte Tier- und Pflanzenarten.
Die alljährliche Schöpfungszeit der Kirchen im September möchte eine Umkehr aus diesen zerstörerischen Entwicklungen befördern. Es gehe um das »Einüben einer neuen, transformativen Spiritualität«, sagt der Botschafter der diesjährigen Schöpfungszeit, der rheinische Präses Thorsten Latzel. Er sieht fünf geistliche Wege, um ein neues Verhältnis zur Schöpfung zu finden: Sich selbst als Teil der Schöpfung zu entdecken, das Leid der Mitgeschöpfe an sich heranzulassen, eine bewusstere Lebensweise zu wählen, Hoffnung zu lernen und das Machbare zu tun.
Dabei geht es auch um einen theologischen Lernprozess. Lange Zeit wurde ausschließlich der Mensch und sein Heil bedacht, die Schöpfung blieb außen vor – und wurde letztlich der rücksichts- und gnadenlosen Ausbeutung preisgegeben. Spätestens aber seit der berühmten Umweltenzyklika von Papst Franziskus aus dem Jahr 2015 steht die Richtung des notwendigen theologischen Umdenkens klar vor Augen: Es gilt, die von Gott in jedes Detail seiner Schöpfung eingestiftete Würde zu entdecken und zu respektieren. Franziskus schreibt: »In jedem Geschöpf dieser Erde wohnt ein Stück von Gott.« Und alles ist miteinander verbunden und aufeinander angewiesen. Er spricht vom »nahtlosen Gewand der Schöpfung Gottes«, in dem Mensch und Kreatur hineinverwoben sind in das Göttliche – eine umfassende Geschwisterlichkeit. Deshalb brauche es eine universale Solidarität. Diese soll unter anderem der von Papst Franziskus 2015 eingeführte jährliche Gebetstag für die Schöpfung bewusst machen. Und ebenso die sich an diesen Tag anschließende fünfwöchige Schöpfungszeit.
Diese steht auch in diesem Jahr traditionell unter dem Motto »Umkehr zum Leben« und wird erneut durch einen inspirierenden Kalender (Edition Chrismon) begleitet. Jede Woche wird ein eigenes Thema bedacht: Gemeinsam (1.–7. September), Gut (8.–14. September), Genug (15.–21. September), Gerecht (22.–28. September) und Geliebt (29. September bis 4. Oktober). Sozusagen das 5G-Programm »zum Gelingen einer sozial-ökologischen Transformation«. Zum Thema »Genug« heißt es zum Beispiel: »Weniger Konsum heißt oftmals auch: Entlastung, mehr Zeit für anderes, mehr Achtsamkeit, mehr Gesundheit, mehr Gerechtigkeit.« Und das Dankgebet »Regenbogenland« feiert die Gemeinschaft von allem, was lebt in der gemeinsamen Verwurzelung in der Erde, die Gott zur Heimat werden lässt. Darin heißt es: »Eine andere Welt ist pflanzbar.«
Auch in Sachsen wird der Tag der Schöpfung am 1. September begangen: Dieses Jahr mit einem ökumenischen Schöpfungstag in Herrnhut. Unter dem Motto »Damit ihr das Leben in Fülle habt« wird ab 14 Uhr eingeladen zu geführten Wanderungen, Workshops, Gesprächsrunden und reichhaltigen Imbissangeboten. Unter anderem wird es im »Garten der Diakonie« um 14 Uhr eine feierliche Eröffnung mit der Musikgruppe »Aufgeweckte Gartenklänge« geben, um 15.15 Uhr ein Podium zur Rolle der Kirchen für den Erhalt der Schöpfung, um 18 Uhr einen »Jungen Gottesdienst« und um 19.30 Uhr ein Abendkonzert.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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