Kirchen bekennen Schuld
Buß- und Bettag: Die Kirche hat in der Vergangenheit immer wieder zur Diskriminierung homosexueller Menschen beigetragen. Nach und nach bekennen die Landeskirchen diese Schuld. Sachsens Landeskirche allerdings noch nicht.Schwer lastet die jahrhundertelange Verteufelung der Homosexualität als Sünde auf den Schultern der Kirchen. Doch die Aufarbeitung der Schuld kommt in Gang. Eine Reihe von Landeskirchen hat mittlerweile Schulderklärungen und Bußworte veröffentlicht. Sie sind gewillt, einen neuen Umgang mit Nicht-Heterosexualität zu beginnen. Dazu gehören das Eingeständnis von Schuld und Verfehlung sowie die Bitte um Vergebung. So gab die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) im Juli 2021 eine Erklärung zur »Schuld an queeren Menschen« ab, in der die Mitschuld an der Diskriminierung und Ausgrenzung gleichgeschlechtlich liebender Menschen eingestanden wird. Es sei ein wichtiger Akt, einmal als Kirche sehr deutlich und laut zu sagen, »wir sind hier schuldig geworden, wir sind in die Irre gegangen und wir bitten um Vergebung«, sagte Bischof Christian Stäblein damals. Laut der Erklärung seien queere Menschen (lesbische, schwule, bi-, trans- und intersexuelle Personen) in der Landeskirche in der Vergangenheit unter anderem »mit Befragungen konfrontiert« gewesen und hätten »Kündigungen und die Entfernung aus dem Dienst erlitten «. In der Predigt zu dem Bußwort erklärte Stäblein: »Ich war in den Fragen von sexueller Identität und Kirche ein Mitläufer in dem, was man an Unsinn sagte. Etwa, dass ›die‹ gut Pfarrer werden könnten, aber das dann eben leider bitte nicht offen leben dürften.« Und er ergänzte: »Ich weiß, dass ich so was gesagt habe, in den 1990ern, in den 2000ern. Ich sage heute: Ich schäme mich dafür. Ich bitte um Vergebung.«
Auch die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat im April dieses Jahres ein »Schuldbekenntnis gegenüber queeren Menschen « ausgesprochen, in dem sich die EKHN verpflichtet, »die bestehende Vielfalt von Geschlechtern, unterschiedlicher sexueller Orientierung und Lebensweisen anzuerkennen und zu fördern.« Kirchenpräsident Volker Jung sagte danach: »Ich hoffe sehr, dass von dem Schuldbekenntnis wirklich Signale ausgehen.«
Letztes Jahr hatte sich auch der mitteldeutsche Landesbischof Friedrich Kramer im Namen seiner Kirche bei allen Menschen entschuldigt, die in der Vergangenheit wegen ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität Unrecht erfahren haben. Er entschuldigte sich für das Schweigen zu Ausgrenzung, Diskriminierung, Leid, Verfolgung bis hin zu Verletzung und Ermordung in der Vergangenheit, bat um Vergebung und rief zu einem Wandel im Denken und Tun auf. Das Bekenntnis beginnt mit dem Satz: »Ich bekenne für unsere Kirche, wir haben uns schuldig gemacht, indem wir die Vielfalt der göttlichen Schöpfung nicht wahrgenommen und wertgeschätzt haben, sondern sie abgewertet haben«.
Bereits im Juli 2019 hatte der damalige württembergische Landesbischof Frank O. July vor der Synode gesagt: »Für die vielen schmerzhaften Erfahrungen, die gleichgeschlechtlich empfindende Mitchristinnen und -christen und Mitmenschen in und durch unsere Kirche machen mussten, bitten wir um Entschuldigung vor Gott und den Menschen.« Er verwies auf Beispiele aus der langen Verfolgungsgeschichte Homosexueller und bekannte, dass »in der Vergangenheit bis in die Gegenwart gleichgeschlechtlich empfindenden Menschen Unrecht, Verachtung, Ausgrenzung und Leid widerfahren ist: in unserer Gesellschaft – und auch in unserer Kirche.« Weiter sagte er: »Wir bedauern es zutiefst und es tut uns leid, wie Lieblosigkeit, Richt- und Ausschlussgeist auch bei uns, in unserer Kirche und in unseren Gemeinden, Einzug gehalten haben, und dass es auch bei uns noch gruppenbezogene Vorurteile gibt, die die Annahme und Liebe zu einzelnen von Christus gerufenen Menschen verstellen. (…) Wir sprechen aus: Wir haben als Kirche im Schutz und Eintreten für gleichgeschlechtlich liebende Menschen in der Vergangenheit oftmals Diskriminierung und Verfolgung mit befördert.«
Die sächsische Landeskirche konnte sich allerdings bis jetzt noch nicht zu einem solchen öffentlichen Schuldbekenntnis entschließen
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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