Bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt rät Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) den Kirchen zu schonungsloser Offenheit. Dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte der CDU-Politiker und evangelische Christ, es habe bei diesem Thema „eine Minderheit von Tätern, aber eine große Zahl an Mitwissenden“ gegeben. „Erst wenn das klar und offen ausgesprochen ist, kann es nach meiner Überzeugung wieder nach vorn gehen“, sagte Kretschmer in Dresden.
Der sächsische Ministerpräsident sprach von einem insgesamt „langen und langwierigen Prozess“ der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt. Am Ende müsse jedoch Versöhnung stehen. Aber dafür brauche es zunächst das Bekenntnis und den Wunsch nach Entschuldigung: „Es muss Entschuldigungen und Entschädigungen geben“, sagte Kretschmer wörtlich.
Zu den immer kleiner werden Kirchgemeinden sagte der CDU-Politiker: „Kirche sollte nicht zuallererst auf die Mitgliederzahlen schauen.“ Entscheidend sei letztlich „der Wunsch von Menschen nach Spiritualität und einem Ort, an dem sie ihren Glauben leben können“. Aus seiner Perspektive gebe es wenig Möglichkeiten, den Zulauf zu Kirche „direkt zu beeinflussen“.
Kirche lebe von Christinnen und Christen, die sich engagieren und etwas bewegen wollen. Aus seiner Sicht „täte es der Kirche gut, wenn sich ihre Institutionen und Verwaltungsapparate gelegentlich etwas zurücknehmen würden“, sagte Kretschmer. Dagegen sollten die Leute „vor Ort ihre Dinge selbst in die Hand nehmen“. In den Freikirchen etwa werde dies erfolgreich praktiziert.
Kretschmer, der sich nach eigenen Angaben „sehr verwurzelt“ in seiner Kirchgemeinde in der Oberlausitz fühlt, lobte die Bischöfe in Sachsen und Berlin für ihre Authentizität. Tobias Bilz und Christian Stäblein seien „sehr beeindruckende Persönlichkeiten.“ Mit einer eigenen Sprache und einem eigenen Stil schafften sie es, Menschen zu faszinieren. „Ich glaube, mit so einem lebensbejahenden und offenen Ton können auch wieder mehr Menschen für die Kirche begeistert werden“, sagte Kretschmer.
In Sachsen sei das Engagement für konfessionelle Schulen, Kindergärten und den Religionsunterricht groß. „Aber gebraucht werden eben auch Kirchenvertreter mit Elan und positiver Ausstrahlung, die andere Menschen mitreißen“, sagte Kretschmer: „Und natürlich Menschen, die Traditionen in der Kirche und Offenheit für Neues klug verbinden können.“
Vergebung als Zeichen
Der sächsische Landesbischof Tobias Bilz war einer der Redner bei der Unum in München – und einziger landeskirchlicher Vertreter. Warum er die Kritik an der Konferenz nicht bestätigen kann, erklärt er im Gespräch mit Beatrix Heinrichs. Mehr lesen Sie im Digital-AboVERÖFFENTLICHT AM 04.07.2024 Artikel drucken
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