Mit Vertrauen anfangen
Schulanfang: Ein neues Schuljahr beginnt. Neben Vorfreude gibt es auch Sorgen und Ängste. Doch wer mit dem Segen Gottes aufbricht, darf hoffen. Denn er findet Wege, auf denen wir gehen können.Mein Schulbeginn fiel in das Jahr 1977. Ich erinnere mich daran, dass ich in der Nacht vor dem ersten Schultag immer wieder Angst hatte, dass ich den Morgen verpasse und zu spät zur Schule kommen könnte. Ich wollte auf keinen Fall etwas verpassen und tatsächlich bin ich immer gern zur Schule gegangen. Zunächst 10 Jahre auf eine polytechnische Oberschule in Mecklenburg; später auf das Kirchliche Oberseminar in Potsdam-Hermannswerder. Die eine war unter der Leitung eines linientreuen Schuldirektors. Die andere Schule wurde von einem Rektor geführt, der Bildung mit Freiheit verband. »DU – Gott – stellst meine Füße auf weiten Raum« (Psalm 31,9). Mit diesem Psalmwort ging ich nach der Schule zuversichtlich ins weitere Leben und in die Welt – denn die Ländergrenzen wurden plötzlich unsichtbar. Ich gehörte zum ersten Jahrgang, der 1990 ein Abitur machte, das in ganz Deutschland anerkannt war.
Neuanfänge, neue Lebensabschnitte beginnen, über eine Schwelle treten und anders weitergehen – gut, dass unsere kirchlichen Traditionen dafür Formen, Gesten und Worte haben. Gute Wünsche und Segensworte werden in diesen Wochen auch denen mitgegeben, die mit einer Ausbildung, einem Studium oder einem Freiwilligenjahr beginnen. Wieder andere gehen vielleicht in den Ruhestand oder wechseln den Beruf oder die Stelle. So wie ich. Seit Juni arbeite ich im Leipziger Missionswerk als Leiterin und Asien-Pazifik-Referentin. Am 11. August findet meine offizielle Einführung im Rahmen eines Gottesdienstes statt. Dabei werden auch 13 junge Erwachsene ausgesandt. Sie werden ein freiwilliges Jahr in einem unserer Partnerländer verbringen, z. B. in der Slowakei oder in Tansania. Ich weiß schon jetzt, dass die Segenshandlung in dem Gottesdienst für mich der Moment sein wird, der mich innerlich besonders berührt. Eine warme Hand und Gottes Wort als Zuspruch für das, was auf mich wartet.
Bei jedem Neuanfang schwingt die Frage mit: Wie wird es werden? Werde ich es schaffen? Wie gehe ich mit dem um, was ungeplant und unerwartet da sein wird? Alles, was vor uns liegt, ist halt offen, noch nicht existent, fremd, geheimnisvoll. In unserem Kulturkreis wollen wir oft auf »Nummer sicher« gehen. Wir durchdenken alle Möglichkeiten, planen intensiv und bereiten uns ausgiebig vor. Das hat in Vielem sein Gutes. Das Leben und unser Alltag verlaufen allerdings oft anders. Ungewissheiten, Veränderungen jeglicher Art begegnen uns persönlich, in unseren gesellschaftlichen und kirchlichen Zusammenhängen und nicht zuletzt auch in den globalen.
Wenn ich an »Schule« denke, sehe ich Bilder und Nachrichten von Kindern in Indien vor mir. Viele Schulen im Norden des Landes sind geschlossen aufgrund enorm hoher Temperaturen von über 50 Grad. In unserer Partnerkirche, der Tamilisch Ev.-Luth. Kirche in Südindien, sind viele Internatsschulen geschlossen, weil die finanzielle Unterstützung von Organisationen und Kirchen aus dem globalen Norden nicht möglich ist. Von unseren Partnerkirchen in Papua-Neuguinea und Tansania erfahre ich, dass die Wege und Straßen zu den Schulorten durch Überschwemmungen unwegsam geworden sind. So muss das Lernen anders möglich sein. – »Wie macht ihr das?«, fragen wir vom LMW bei unseren digitalen Treffen. Ich höre: »Zunächst geben wir nicht auf. Wir vertrauen darauf, dass wir Lösungen finden; dass menschliche Kreativität und Gottes Geist und Wille gut zusammenkommen. So bilden wir Patenschaften zwischen Schülern und sozial gut aufgestellten Familien aus unseren Gemeinden. Wir bitten das Lehrpersonal um Geduld bei der Auszahlung des Lohnes. Wir machen alles Erdenkliche und setzen auch auf Umkehr bei denen, die uns Steine in den Weg legen. Und wenn etwas zerstört ist, dann bauen wir die Straßen wieder auf. Und ehrlich gesagt: Wir haben gar nicht die Zeit, so viel über die Situation nachzudenken.«
»Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht / der Verzagtheit, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit« (2. Tim. 1,7) ist ein Bibelwort, das mir dazu einfällt. So wünsche ich uns, dass wir mit diesem Zuspruch zuversichtlich und hoffnungsvoll in das Schuljahr 2024/25 gehen.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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