»Ich muss meine Kirche rügen!«
Teilhabe-Debatte: Mit deutlichen Worten hat Landesbischof Tobias Bilz das erneute Scheitern einer sogenannten Teilhabeklausel für die sächsische Kirchenverfassung kritisiert. Während seiner Predigt am Buß- und Bettag in der Dresdner Kreuzkirche fand der Geistliche klare Worte.Die Synode hatte sich trotz bereits langjähriger Debatten nicht auf eine Formel einigen können, wonach Teilhabe und Gleichberechtigung essenzieller Bestandteil der evangelischen Kirchenverfassung der Landeskirche sind. Konkret ging es um diese Formulierung: »Die Landeskirche tritt für ein von Gleichberechtigung und gleichberechtigter Teilnahme bestimmtes Zusammenleben ein.«
Es war die unbestimmteste Formulierung aller bisherigen – ein Konsens, der in einer ersten Lesung der so geänderten Kirchenverfassung sogar durchgegangen war, um tags darauf bei der Herbstsynode doch nicht die abschließende große Mehrheit zu finden.
»Ich möchte heute mit Ihnen einen Schmerz teilen«, so Bilz in seiner Predigt am Buß- und Bettag. »Verfassungsänderungen brauchen eine 2/3-Mehrheit. Wir haben die 2/3-Mehrheit um eine Stimme verpasst. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
Ich muss meine Kirche rügen! Wie kann man das tun? Wie kann man sagen, liebe Gott und deine Nächsten wie dich selbst, wenn ich sage, der andere bekommt nicht das Gleiche wie ich? Das schmerzt.
Und es ist gegen das Gebot Gottes. Wie könnten Christen Gott lieben, wenn sie nicht einmal ihren Nächsten lieben würden«, so der Bischof. »Wenn wir nicht vom Prinzip her sagen, der andere soll das Gleiche haben wie ich. Es ist doch so einfach, oder?«
Auf Nachfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) ergänzte Bilz: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst! – das bedeutet auch, dass ich meinem Nächsten zugestehe, dass er nicht schlechtergestellt wird als ich. Wenn das nicht geschieht, bin ich dazu aufgefordert, dafür einzutreten.« Das sei die theologische Grundlage für die Förderung von Gleichberechtigung und gleichberechtigter Teilhabe.
Ihn erreichten inzwischen Rückmeldungen, wonach der Beschluss der Landessynode Kirchenmitglieder irritiere. Auch erschwere das Nein die Nachwuchsgewinnung für kirchliche Berufe.
Bilz: »Er richtet sich auch gegen das Selbstverständnis und die Ziele des Lutherischen Weltbundes, beschlossen im Jahr 2010, bekräftigt von der 13. Vollversammlung des LWB in Krakau 2023, in denen es zum Thema Inklusion und Teilhabe u. a. heißt: Wir verpflichten uns zur Inklusion und zur Förderung der vollen und gleichberechtigten Teilhabe von Frauen, Männern, Menschen jedes Alters sowie von Menschen mit Behinderungen. Unsere Verpflichtung zur Inklusion beinhaltet das kirchliche und gesellschaftliche Leben sowie Entscheidungsprozesse, Aktivitäten und Programme des LWB. Es ist uns bewusst, dass Machtverhältnisse, kulturelle Normen, Zugang zu Ressourcen und andere Faktoren eine solche Teilhabe behindern können, und wir unternehmen Anstrengungen, solche Hindernisse zu überwinden.«
Noch auf der Synode unmittelbar im Anschluss der gescheiterten Abstimmung hatte auch der Synodale Steffen Göpfert zum Thema Nachwuchsgewinnung bei einer entsprechenden Diskussion um Vakanzen geäußert: »Es ist doch naiv zu denken, Menschen wollen bei uns arbeiten, wenn das Geld nicht reicht und Gleichberechtigung und gleichberechtigte Teilhabe nicht zur DNA unserer Firma gehört.« Auch Diakonievorstand Dietrich Bauer ging mit der Ablehnung hart ins Gericht.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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