Ein deutsches Leben
Pfarrer Christfried Baldauf gehörte zu den 20 Theologen, die ab Mitte der 1970er die Bibel neu übertrugen. Unser Nachruf.Unspektakulär, aber segensreich – so lässt sich das Wirken von Pfarrer Christfried Baldauf beschreiben. Der Zeitenlauf bescherte dem Theologen, der zu den 20 zeitgenössischen Bibelübersetzern seiner Sprache gehörte, ein wechselhaftes Leben. Er verstarb im Alter von 94 Jahren, wie jetzt bekannt wurde.
Max Christfried Baldauf wurde am 13. September 1930 in Pockau im Erzgebirge geboren. Da er nach dem Abitur nicht wie beabsichtigt Biologie studieren durfte, führte ihn sein Weg an die Kirchliche Hochschule in Berlin (West), wo er sich für Evangelische Theologie einschrieb.
Dann ein neuerlicher Bruch: Nachdem er dort im Jahr 1954 das 1. Examen abgelegt hatte, wurde er wegen des Vorwurfs »Studium im Westen« von staatlichen Stellen in Karl-Marx-Stadt aus der DDR ausgewiesen. Nach seinem Abschluss verbrachte er die Zeit des Vikariats in Hannover, bevor er in Isenbüttel seine erste Pfarrstelle antrat und dort am 9.12.1956 ordiniert wurde.
1958 konnte Baldauf in die DDR zurückkehren. Die Landeskirche wies ihm zuerst eine Pfarrstelle in Riesa-Gröba zu, ab dem Jahr 1964 wirkte er als Pfarrer in Frankenthal bei Bischofswerda. Begeistert von wissenschaftlich-theo- logischer Arbeit, nahm er neben seiner Pfarramtstätigkeit ein Dokto- randenstudium auf. 1970 dann die Promotion an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald zu einem Thema aus dem Alten Testament.
Als sich die Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart ab Mitte der 1970er Jahre um die Realisierung einer neuen und einheitlichen Bibelübersetzung bemühte, wurde Dr. Baldauf auf Grund seiner Kenntnisse der hebräischen Sprache und seiner Promotion zum Alten Testament Teil einer 20-köpfigen Gruppe, die die hebräische Bibel (Altes Testament) in ein zeitgemäßes Deutsch übersetzte.
Eine Mammutaufgabe: Jeder Abschnitt wurde von den anderen 19 Teilnehmern gegengelesen. Der Prozess nahm zehn Jahre in Anspruch. Seine Partner dabei waren ein katholischer Kollege und jeweils einer aus der Schweiz und aus Österreich sowie ein weiterer DDR-Theologe.
Diese neue und zeitgemäße Bibelübersetzung erschien termingerecht zum Geburtstag Martin Luthers im Jahr 1983.
Noch während dieses Engagements war Baldauf vom 10. September1978 an bis zu seinem Ruhestand Pfarrer in Frankenberg. Da die Kirchgemeinden in dieser Zeit vielfältige Unterstützung in Seelsorge und Verkündigung brauchten, hatte die evangelische Kirche einen kirchlichen Fernunterricht eingerichtet. Pfarrer Baldauf stellte sich auch dieser Aufgabe und unterrichtete neben seiner Tätigkeit in der Gemeinde interessierte Laien auf dem Gebiet des Alten Testaments, um sie für den Verkündigungsdienst vorzubereiten – mit klaren Prioritäten: An erster Stelle die Verkündigung und die Seelsorge im Pfarramt, an zweiter Stelle die Lehrtätigkeit.
So anregend die Dozentur in der Fernakademie auch war, lag ihm doch die Arbeit mit der Gemeinde besonders am Herzen. Neben Gottesdiensten, anderen Amtshandlungen und Konfirmandenunterricht erlangten für Dr. Baldauf die unterschiedlichen Gemeindekreise besondere Bedeutung: Konnten doch in Mütterkreis, Frauendienst und Männerwerk ganz persönliche Kontakte zu den Gemeindegliedern aufgebaut und gepflegt werden. Das betraf besonders die Hauskreise. In diesen Rahmen fällt auch der Kontakt mit der Partnergemeinde aus Niedersachsen. Während die Nachkriegszeit vor allem der materiellen Hilfe galt, belebten die Pfarrer Dr. Baldauf und Weßeler aus Bruchhausen-Vilsen diese Arbeit neu. Diese gipfelten im Oktober 1982 in einem ersten Zusammentreffen in Frankenberg. Daraus entwickelten sich in den folgenden Jahren Freundschaften, die oft bis in die Gegenwart gelebt werden.
1992 trat Baldauf in den Ruhestand, blieb aber seiner Gemeinde weiter verbunden und lebte bis zu seinem Tod Ende 2024 im Ort.
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Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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