Mit Fasten die Seele reinigen
7 Wochen ohne: Sie können schwer sein, sehr schwer. Doch der Gewinn ist himmlisch. Eine Einführung.
Nun geht es wieder los: 40 Tage lang Gewissensbisse beim Schokolade naschen, ein entschuldigendes »Nein, danke« zum angebotenen Kuchenstück und die quälende Frage, ob nun auch der Fernseher oder die Online-Serie aus bleiben muss. Fasten ist bis heute auch in christlichen Kirchen eine Tradition, die bis ins antike Judentum zurückreicht.
»In Gethsemane fordert Jesus die Jünger auf, zu wachen und zu beten. Das Fasten soll dazu dienen, wachsam zu sein und in Anfechtung zu beten: Es ist eine Erinnerung an das Gebet«, sagt der Leipziger Theologiestudent Lucian Dörfel, Young Professional und Schriftführer im geschäftsführenden Ausschuss des Lutherischen Einigungswerkes. Gleichzeitig handele es sich um etwas, was im Verborgenen stattfinden sollte, was nur vor Gott wichtig wird. Darauf verweist Jesus in der Bergpredigt.
»Man demütigt sich vor Gott durch Verzicht, um sein Angesicht zu suchen«, sagt Stefan Kämpf, Mitgründer und Co-Leiter von exhortatio – einem Programm, das Bibel lesen, Gebet und Bruderschaft leben einüben lässt, um zu Jesus umzukehren. Gegründet 2021 in Leipzig während Corona, erreicht es mittlerweile Christen im gesamten deutschsprachigen Raum. Verbindlichkeit sei hierbei ein wichtiger Punkt, die durch sogenannte Zweierschaften trainiert wird. »Sie führt das Fasten intensiver vor Augen und lässt einen schneller merken: Ich schaffe es nicht, zu verzichten«, sagt Dörfel, der sich als ehemaliges Mitglied des Leitungsteams von exhortatio ebenfalls intensiv damit beschäftigt. Nun sei es entscheidend herauszufinden, welche geistliche Not dahinter liegt. »Ohne Gottes Wort kann ich nicht erkennen, wo ich überhaupt Umkehr benötige. Im Gebet trete ich in die Gegenwart des lebendigen Gottes. Ich darf mein Anliegen vor ihn bringen und meinen Blick neu auf ihn ausrichten«, sagt Kämpf.
Er warnt zugleich vor Missbrauch des Fastens: »Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Vorgenommene eine Versuchung sein kann, mich auf die Verzichtregeln zu konzentrieren. Das Wesentliche ist die Umkehr zu Jesus Christus. Wenn ich ein Stück Kuchen gegessen habe und dafür Rechenschaft ablege, aber nicht prüfe, wo ich mich vielleicht an einem Mitmenschen versündigt habe, dann verfehlt das den eigentlichen Sinn«, so Kämpf. »Selbstkasteiung um ihrer selbst willen ist vollkommen sinnlos, wenn es nicht aus der richtigen Haltung geschieht.
Übe Barmherzigkeit, höre auf, Unrecht zu tun – das ist Fasten: Gottes Willen tun und sich darauf ausrichten«, sagt er und weist auf die Bibelstelle in Jesaja 58 hin. In reformatorischen Kirchen wird deshalb auch von Passionszeit gesprochen. »Der Sinn liegt darin, in eine Haltung zu gehen, die eine Andacht der Haltung Jesu ist. Verzicht führt die Frage vor Augen: Was bedeutet Jesu Leiden und Sterben für mich?«, so Dörfel. Er findet den Bibelplan Kirchenjahreslese sehr hilfreich, weil es darin auch um Verzicht, Leid und Jesu Passion geht. Diese würden viel eindrücklicher, da man sich durch das Fasten in einer entsprechenden Verfassung befindet. Es gehe um mehr als um Selbstoptimierung und Körperentgiftung. Nahrungsfasten knüpfe daran, sich in der Tugend des Maßhaltens zu schulen. Beim Essen das zu üben, helfe ihm, auch bei anderen Dingen das Maß halten zu lernen. Es gelinge manchmal, nicht immer. Scheitern gehöre dazu, gerade wenn man es ernst meint und die eigene Sünde erkennt. »Das zeigt auf: Hier braucht man die Gnade Jesu! Wenn ich faste, dann darf ich schwach sein. Dann darf ich den Herrn bitten, dass er sich meiner erbarmt.«
Wenn man noch nie gefastet hat, wie kann man beginnen? Kämpf empfiehlt, auf eine konkrete Sache zu verzichten, stattdessen täglich einen Evangeliums- text zu lesen und sich mit anderen Christen darüber auszutauschen. Auch ermutigt er dazu, das Beichtangebot in Anspruch zu nehmen, indem man bei einem erfahrenen Christen Sünde bekennt und im Namen Jesu Vergebung zugesprochen bekommt. Dörfel weist auf die Gebote hin: »Sich die Zeit zu nehmen, Gottes Gebote vor Augen zu halten, seinen Willen gegenüber dem eigenen zu stellen, sich zu fragen: Wo bin ich in letzter Zeit schuldig geworden? Wie möchte ich mein Verhalten ändern? Was brauche ich von Gott, dass das anders werden könnte? Sich das zu notieren und ins Gebet gehen, Gott zu bitten: Hilf mir!« Er sei erstaunt gewesen, was bei ihm möglich war, wo Gott gewirkt habe. »Aber auch bei meinen Geschwistern, von denen manche Gottes Vergebung nach langer Zeit in Anspruch genommen haben.« Fastenzeit als Weg der Umkehr zu gehen, das sei das Beste überhaupt.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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