Sehr interessant, dass sich nicht einmal die sonst so schreibefreudigen Konservativen zum Kirchen-geburtstag melden.
Flaute bei Gottes Geist
Gottes Geist weht wie er will – das war schon beim ersten Pfingstfest so. Wenn Flaute ist und die Kirche kleiner wird, muss das keine Katastrophe sein. Dann ist Zeit zum Kräfte sammeln, Buße tun – und für neue Wege.Und sie wurden alle erfüllt vom Heiligen Geist.« (Apostelgeschichte 2, Vers 4). Wir feiern Pfingsten, das Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes, den Geburtstag unserer zweitausendjährigen Kirche. Ein Fest der Freude und des Staunens über Gottes Wirken unter den Menschen.
Lukas erzählt in seiner Apostelgeschichte, wie Jesus, bevor er zu unserem Vater in den Himmeln zurückkehrte, seine Mission, »zu suchen und selig zu machen, was verloren ist« seinen Jüngern mit allen dazu nötigen Vollmachten übertragen hat. Viel Zeit blieb ihnen damals nicht, zu diskutieren, wie man diese Berufung umsetzt, welche Strategien wohl am ehesten die Öffentlichkeit und Neugier der Menschen erreichen. Gottes Geist selbst treibt die Jünger ein paar Wochen später zum vielbesuchten Erntefest in Jerusalem aus den Häusern. Er nimmt ihnen durch sein Feuer alle Angst und Zurückhaltung. Sie reden öffentlich und begeistert, verständlich und fröhlich von den großen Taten Gottes.
Das Wunder geschieht: Viele Menschen erfasst das Sausen und Brausen vom Himmel. Sie hören die Einladung, Bürger in Gottes Reich durch Taufe und Glauben an Jesus Christus zu werden, ganz persönlich. Trotz Spott der einen und militanter Ablehnung anderer sollen damals mehr als dreitausend Menschen Christen geworden sein. Ostern ist zum Ziel gekommen: Mit der Lebensbotschaft »Christus ist auferstanden« erreicht Gottes Geist die Herzen der Menschen. Pfingsten wird aus dem in 50 Tagen gereiften Sauerteig der Jünger Brot für die ganze Welt.
Nicht immer gab es solche Aufbrüche in der Geschichte der Christenheit. Stattdessen Auf und Ab, Erweckung und Abbruch, Bewegung, aber kein Stillstand. Der Heilige Geist ist das Treibmittel im Sauerteig der Kirche. Wenn er gereift ist, will er hinaus und Brot werden für die vielen. Der Sauerteig reift in verschiedenen Gefäßen, bis es Zeit ist, wieder Brot die Fülle zu backen, neu anzufangen und Hinderliches aufzugeben. Bis wir selbst wieder erfrischt zum Zeugnis in der Lage sind gegenüber jedem, der uns fragt nach Glauben, Liebe und Hoffnung in uns. Bis wir bereit sind, Gottes Geist Raum zu lassen für »verrückte« Dinge wie Reformation oder gewaltfreie Revolution, wie Wachstumsschübe im 19. und 20. Jahrhundert etwa durch tausende Diakonissen und ihre segensreiche Diakonie oder die Erweckungsbewegung in fast europäischem Ausmaß.
Der Wind des Geistes wehte und weht immer wie er will. Er ist weder zu bändigen noch zu zwingen. Darum sind immer auch wieder Durststrecken zur Konsolidierung und Neuausrichtung nötig. Besonders nach dramatischen Umbrüchen wie den Weltkriegen, den babylonischen Gefangenschaften in Diktaturen glaubensfeindlicher Mächte oder selbst gewollter Säkularisierung und Erstarrung; Flaute eben.
Aber wie in der Natur ist auch in der Kirche eine Flaute keine Katastrophe, sondern lässt Zeit zum Kräfte sammeln, Netze flicken, Buße tun. Nun kann der Sauerteig vielleicht in ganz anderen Gefäßen reifen, wird Überholtes losgelassen, werden neue Segel gesetzt.
Wir haben im Dresdner Diakonissenhaus, statt uns nur der Trauerarbeit für Schwindendes hinzugeben, die Kräfte und Erfahrungen von drei Gemeinschaften mit verschiedenen Lebensformen zusammengeführt und eine neue Diakonische Gemeinschaft gegründet, die Tradition und Innovation, Beten und Arbeiten stärker miteinander verbindet. Es wächst nun etwas Neues auf bewährtem Grund.
Gott sei Dank! Bis er wieder einsetzt der Sturm der Begeisterung, der Wind des Aufbruchs. Komm, Heiliger Geist! Kehr bei uns ein!
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