Gegen den atomaren Wahnsinn
Der Friedensnobelpreis 2024 geht an die Organisation Nihon Hidankyo – einen Zusammenschluss von Überlebenden der Atomwaffenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki. Vor neuen atomaren Drohungen wird eindringlich gewarnt.Die japanische Organisation Nihon Hidankyo, Überlebende des Atombombenabwurfs über Hiroshima und Nagasaki, erhält den Friedensnobelpreis für ihre Bemühungen um eine atomwaffenfreie Welt, wie das Norwegische Nobelkomitee in Oslo mitteilte. Mit dem Erzählen persönlicher Geschichten und Aufklärungskampagnen hätten die Überlebenden in Japan, die sogenannten Hibakusha, zur Bildung einer breiten Opposition gegen Nuklearwaffen beigetragen, sagte der Vorsitzende des Nobelkomitees, Jorgen Watne Frydnes. Er verwies zudem auf das Engagement der Überlebenden gegen den Einsatz von Nuklearwaffen. Schließlich habe sich mit dem »nuklearen Tabu« international die Norm durchgesetzt, dass ihr Einsatz moralisch nicht zu akzeptieren sei, sagte Frydnes und betonte: »Die Hibakusha helfen uns, das Unbeschreibliche zu beschreiben, das Undenkbare zu denken und den von Atomwaffen verursachten unvorstellbaren Schmerz und das Leid irgendwie zu begreifen.« Die Abwürfe über Hiroshima und Nagasaki im August 1945 waren die bisher einzigen Atomwaffeneinsätze in einem Krieg. Nach Angaben des Nobelkomitees wurden 120 000 Menschen sofort getötet. Eine ähnliche Zahl an Menschen starb in den folgenden Monaten und Jahren an Verbrennungen und Strahlenschäden.
Die Ursprünge der Organisation reichen in das Jahr 1956 zurück. Damals haben sich laut Nobelkomitee lokale Vereinigungen Überlebender aus Hiroshima und Nagasaki mit Opfern von Atomwaffentests im Pazifik zu einer landesweiten Konföderation zusammengeschlossen. Über die Zeit sei Nihon Hidankyo die einflussreichste und größte Organisation Überlebender in Japan geworden.
UN-Generalsekretär António Guterres sagte, die unermüdliche Arbeit und das Durchhaltevermögen der Überlebenden der US-Bombenabwürfe von 1945 seien das Rückgrat der globalen nuklearen Abrüstungsbewegung.
Frydnes begründete die Wahl auch mit Blick auf gegenwärtige Konflikte und Kriege. Es gebe wieder Drohungen, Nuklearwaffen einzusetzen, sagte er, ohne auf einzelne Länder einzugehen. Dabei hätten sie heute eine noch größere zerstörerische Kraft, warnte der Vorsitzende des Nobelkomitees und unterstrich: »Ein Atomkrieg könnte unsere Zivilisation zerstören.«
Der Vorsitzende der geehrten Organisation Nihon Hidankyo, Toshiyuki Mimaki, forderte nach der Bekanntgabe die Abschaffung aller Atomwaffen. Manche argumentierten, dass die Welt mit ihnen sicherer sei, sagte er laut dem Sender Nippon TV in Hiroshima. Aber es gebe immer die Gefahr terroristischer Angriffe – und ganze Regionen könnten durch Nuklearwaffen immensen Schaden erleiden. Politiker müssten das verstehen, sagte er. Im Mai hatte die Organisation vehement gegen den Beginn von Übungen mit taktischen Atomwaffen durch Russland protestiert. Mit Blick auf die Erwägung nuklearer Optionen erklärten sie: »Diese fehlgeleitete Strategie stößt die Welt näher an den Rand eines nuklearen Krieges und bedroht die Menschheit mit Vernichtung.« Die Tragödie der Anwendung nuklearer Waffen dürfe sich nie wiederholen. »Wir, die Hibakusha, fordern beide Konfliktparteien und ihre Unterstützerländer eindringlich dazu auf, unverzüglich einen Dialog einzuleiten, um diesen langwierigen Krieg zu beenden. Es gibt keine Gewinner im nuklearen Krieg. Es gibt keine Gewinner im Krieg.«
Der Friedensbeauftragte der EKD, Friedrich Kramer, hatte bereits im August zu mehr Einsatz für eine atomwaffenfreie Welt aufgerufen. Hiroshima und Nagasaki stünden für unendliches Leid und seien eine Verpflichtung für die Menschheit, »diese schrecklichen Massenvernichtungswaffen endlich zu ächten«. Dass die Atommächte verstärkt auf nukleare Abschreckung und eine Modernisierung ihrer nuklearen Arsenale setzten, sei eine schlimme Entwicklung, erklärte Kramer. »Geist, Logik und Praxis einer atomaren Abschreckung führen zwangsläufig ins atomare Verderben«, warnte er. Darum sei »ein weltweiter Ausstieg aus der atomaren Abschreckung und die Ächtung dieser Massenvernichtungswaffen dringend nötig«.
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