Heilige Familie
Kinder unter drei Jahren gehören zur Mutter, sagen viele Christen. In Sachsen wird aber jedes zweite von ihnen außer Haus betreut – auch in evangelischen Kitas.Seit 2013 haben Familien mit Kindern ab einem Jahr das Recht auf einen Betreuungsplatz – sei es in einer Kindertageseinrichtung oder bei einer Tagesmutter. Die viel diskutierte Vereinbarkeit von Familie und Beruf soll so verbessert, hochqualifizierten Müttern – wie Vätern – der schnelle Wiedereinstieg in den Job ermöglicht werden.
Gerade hat das Statistische Bundesamt die Zahlen vom letzten Jahr vorgelegt: Demnach wurden 2015 deutschlandweit knapp 700 000 Kinder unter drei Jahren betreut. Die Betreuungsquote liegt im Schnitt bei rund 33 Prozent und damit nur knapp unter dem angestrebten Ziel. Doch die Unterschiede zwischen Ost und West klaffen weit auseinander: In Sachsen etwa wird die Hälfte aller Kinder unter drei Jahren außer Haus betreut, rund 87 Prozent von ihnen in einer Kindertageseinrichtung, die anderen von Tagesmüttern.
Dabei könne man nicht davon ausgehen, dass Ostdeutschland mit seiner hohen Quote die bessere Betreuung anbiete, so Insa Schöningh, Bundesgeschäftsführerin der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft Familie (eaf). Denn der meist höhere Betreuungsschlüssel im Osten schaffe schlechtere Bedingungen für die Kleinsten.
Auch die meisten evangelischen Träger in Sachsen bieten eine Betreuung für Kinder im Krippenalter an: In 260 Kindertageseinrichtungen im Gebiet der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, die zum Fachverband evangelische Kindertagesstätten gehören, gibt es rund 3500 Krippenplätze. Davon wiederum entfällt die größte Zahl auf Kinder ab dem zweiten Geburtstag – und das ganz bewusst, wie Christoph Schellenberger, Referent für Jugendhilfe beim Diakonischen Werk, betont. Einerseits basiere die Entscheidung auf dem Familienbild der Träger, andererseits sei die Situation in den Einrichtungen von Komponenten wie Raum- oder Gruppengröße bestimmt. Ein Drittel der sächsischen evangelischen Kindergärten gab es bereits vor 1989, mitunter sind sie in historischen Gebäuden beheimatet. Bei Neu- oder Anbauten können natürlich bessere Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Die Landeskirche hat sich mit ihrer Bildungskonzeption 2014 klar positioniert: Kirche und Diakonie seien heute öffentliche Bildungspartner und leisteten einen entscheidenden Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, heißt es dort. Evangelische Kindertagesstätten sollten getaufte und ungetaufte Kinder gleichberechtigt aufnehmen, stellten eine wichtige Verbindung zu den Familien her und bereicherten die Kirchgemeinde. Für die Arbeit der evangelischen Träger seien das »ermutigende Signale«, so Schellenberger.
Eva Brackelmann, Geschäftsführerin der eaf Sachsen betont, dass Erzieherinnen und Erzieher in evangelischen Einrichtungen eine hohe Qualifizierung mitbrächten. Indem sie eine gute Betreuung gewährleisteten, könnten etwa Alleinerziehende angemessen unterstützt werden – immerhin gut ein Viertel der sächsischen Eltern.
Brackelmann bemerkt aber noch etwas anderes: Von sächsischen Familien höre sie immer wieder den Wunsch an die Gemeinden: »Nehmt uns so an, wie wir sind.« Sie sagt: »Familie befindet sich nun einmal im Wandel. Und auch wenn verheiratete Mutter und Vater mit Kind unser Leitbild sind, müssen wir akzeptieren, dass die Realität anders aussehen kann. Das schließt auch die Betreuungssituation mit ein.«
Warum sich manche Christen gegen frühkindliche Bildung der Unter-Dreijährigen wehren? »Der Streit entzündet sich wohl am Bildungsbegriff, der nicht richtig erklärt wird«, so Insa Schöningh vom eaf. Damit sei allerdings nicht etwa das Erlernen einer Fremdsprache gemeint, sondern die Anregung zur neugierigen Auseinandersetzung des Kindes mit seiner Umwelt in einer von Zuwendung geprägten Atmosphäre.
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Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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