Grenzerfahrungen im Schnee
Pfarrer Kenny Mehnert über eine besondere Pfarrstelle und Ideen zur Kirche der ZukunftPfarrer Kenny Mehnert arbeitet seit elf Jahren in den Gemeinden an Bärenstein und Fichtelberg. Sein Wirkungsbereich wird von 25 Kilometer Grenze zur Tschechischen Republik dominiert. Neben Bärenstein und Hammerunterwiesenthal ist Mehnert in Vakanz für Deutschlands höchstgelegene Predigtstelle in Tellerhäuser und die höchste deutsche Stadtkirche Oberwiesenthal zuständig. Für die bunt gemixte Bevölkerung des Wintersportortes Oberwiesenthal mit der seit Jahren unbesetzten Pfarrstelle dort, hatte Mehnert vor einigen Jahren eine Idee. Er stieß die Entwicklung einer »Missionarischen Pfarrstelle für Sport und Tourismus« an, die als Projekt »Grenzerfahrung« bekannt wurde.
Die Stelle wurde tatsächlich genehmigt, ausgeschrieben und nach zwei Jahren wegen »Nichtbesetzbarkeit« gestrichen. Das war 2019. Mehnert erinnert sich an einige, wenige Bewerber und die sang- und klanglose Streichung der Idee.
»Im Nachhinein bin ich immer noch sicher, dass missionarische Pfarrstellen eine gute Idee sind, aber leider mindestens zehn Jahre zu spät kommen«, sagt der junge Pfarrer, der Oberwiesenthal seit Jahren als Vertretungspfarrer betreut. »Die Entwicklung neuer Ideen in unserer Kirche wird auch in Zukunft nur über solche Sonderstellen gehen«, ist sich Mehnert sicher.
Im Fall von Oberwiesenthal brauche es buchstäblich die Person, die das Profil von Sport, Tourismus und Glauben in seiner Art füllt. »Wahrscheinlich müsste man den Pfarrer oder die Pfarrerin schon vor der Stelle haben. Dann kann man das Projekt entsprechend zuschneiden.«
Kenny Mehnert hat in seiner privaten, sportlichen Lebensart in den letzten Jahren durchaus einiges im missionarischen Feld ausprobiert. Dazu gehören Radausflüge, Laufgruppen, Wanderungen, Teilnahme an sportlichen Wettkämpfen und Bergandachten. Damit lassen sich, laut Mehnert, gut Außenstehende erreichen. Aber was ist, wenn über die Freude darüber die Zeit fehlt, diese Menschen auch weiter sensibel in ein mögliches Glaubensleben hinein zu begleiten? »Dafür braucht es die Tiefe des Miteinanders«, hat der dreifache Familienvater erfahren. Und die sei an viel Zeitreserve gekoppelt.
Leider gelinge der Spagat zwischen Alltagsdienst und »Hobbymissionieren« selten. »Es tut weh zu sehen, dass, wenn etwas Segen bringt und anfängt zu gedeihen, ich keine Zeit habe, das Glaubenspflänzchen weiter zu hegen und zu pflegen.«
Die Kirche habe nur dann Zukunft, wenn sie Menschen in ihrem Alltag treffe und ihre Herzen berühre, ist sich der Pfarrer in der Grenzregion sicher. »Wenn Menschen die ehrliche Zuwendung spüren, die Christen ihnen entgegenbringen, wird Gemeinde immer wachsen.«
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