Die befürchteten Zusammenstöße beim bisher größten Neonazi-Festival des Jahres im ostsächsischen Ostritz sind am Wochenende ausgeblieben. Die Polizei zog zum Abschluss des Festivals »Schild und Schwert« und der zahlreichen Gegenproteste am Sonntag ein positives Fazit. Sie war am Wochenende konsequent gegen Rechtsverstöße vorgegangen. So wurden unter anderem T-Shirts und Plakate mit Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen beschlagnahmt und Ermittlungsverfahren gegen Personen eingeleitet, die den Hitlergruß gezeigt hatten. Das Neonazi-Festival hatte nach Polizeiangaben bis zu 1200 Besucher, das dagegen gerichtete Friedensfest auf dem Marktplatz nach Veranstalterangaben 3000 Gäste. Bei »Rechts rockt nicht« wurden laut Polizei bis zu 800 Teilnehmer gezählt.
Zum Abschluss des dreitägigen Friedensfestes war am Sonntag zu einem ökumenischen Gottesdienst und einem Brunch unter freiem Himmel eingeladen worden. In seiner Predigt beklagte der evangelische Pfarrer Thomas Schädlich, dass es vielen Menschen oft an Orientierung mangele, vor allem in Krisensituationen. An der Eröffnung des Friedensfestes mit Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hatten am Freitagabend rund 1000 Menschen teilgenommen.
Angemeldet worden war das Neonazi-Festival von dem Thüringer NPD-Landesvorsitzende Thorsten Heise unter dem Motto »Reconquista Europa – Gegenkultur schaffen«. Neben Rechtsrockkonzerten fanden auch Kampfsportveranstaltungen statt.
Von Freitag bis Sonntag seien insgesamt mehr als 70 Straftaten und sieben Ordnungswidrigkeiten registriert worden, teilte die Polizei zum Abschluss mit. Überwiegend habe es sich dabei um das Verwenden verfassungsfeindlicher Symbole gehandelt. Aufgenommen wurden außerdem fünf Körperverletzungen, fünf Verstöße gegen das Betäubungsmittel-, sieben Verstöße gegen das Versammlungs- und fünf Verstöße gegen das Waffengesetz. Die Ermittlungen dazu dauerten an.
Kritik am Umgang der Behörden mit dem Neonazi-Festival kam von der Links-Fraktion im sächsischen Landtag. Fraktionschef Rico Gebhardt sagte am Samstagabend vor Ort, er halte es für hochproblematisch, dass das Landratsamt nicht versucht habe, dem Festival den Versammlungscharakter abzuerkennen. Es handele sich schließlich um ein kommerziell beworbenes Neonazi-Festival. Er verstehe nicht, warum der rechtsextremen NPD der Geldhahn durch die staatliche Parteienfinanzierung zugedreht werde, dann aber ein bekanntes NPD-Mitglied ein Konzert in Sachsen anmelden könne, um Finanzen für die Arbeit der NPD zu rekrutieren.
Sachsens SPD-Chef Martin Dulig zeigte sich zum Abschluss am Sonntag erleichtert: »Sachsen ist anständig – das haben die Menschen aus Ostritz und aus ganz Sachsen am Wochenende bewiesen.« Es habe keine nennenswerten Ausschreitungen gegeben, hob er hervor.
Auch die Veranstalter des Friedensfestes zogen ein positives Fazit. Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Extremismus jeglicher Art hätten keinen Platz in Ostritz. »Das Ostritzer Friedensfest war ein voller Erfolg«, sagte Organisator Michael Schlitt. Es sei gelungen zu zeigen, dass die Ostritzer mit dem Rechtsrock-Festival und dessen Gedankengut nichts zu hätten.
Schlitt bedankte sich wie auch Ministerpräsident Kretschmer und SPD-Landeschef Dulig bei den Helfern und der Polizei für deren Arbeit. Es war der größte Polizeieinsatz in Ostsachsen seit zehn Jahren. Am Samstag waren bis zu 1900 Polizisten im Einsatz, unter anderem aus Sachsen, Thüringen, Berlin, Baden-Württemberg, Polen und Tschechien. Allein die Bundespolizei war mit 500 Beamten beteiligt.
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