Wenn alle Recht haben wollen
Wir liegen vor dir mit unserem Gebet und vertrauen nicht auf unserer Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit. Daniel 9, Vers 18Das ist nun nicht gerade ein verlockender Satz. Es scheint sich in ihm eine ganz unzeitgemäße Einstellung zu äußern, die sich in dieser Haltung ausdrückt: »Wir liegen vor dir …« – wo Selbstbewusstsein, Selbstbestimmung, Durchsetzungsvermögen, Kompetenz und Darstellungskunst hoch im Kurs stehen.
Auf der anderen Seite kann man aber auch das in den Blick nehmen: Wie sieht es aus in einer Gesellschaft, die aus lauter Menschen besteht, die Recht haben, beziehungsweise Recht haben wollen? Und da brauchen wir uns nur ganz flüchtig umzusehen und können entdecken: Wir sehen Menschen, die unfähig oder unwillig sind, zuzuhören – dafür aber umso überzeugter reden; wir nehmen eine Härte in der Diskussion oder im Streit wahr, die mittlerweile vielen Menschen Sorge bereitet; wir entdecken Haltungen, die eindeutig unterscheiden zwischen gut und böse, falsch und richtig, wobei ganz klar ist, auf welcher Seite der Redner selber steht. Und wir sehen es im engeren persönlichen Umfeld, wir merken es im Bereich unserer Gemeinden und Kirche, und es ist nicht zu übersehen im Ganzen unserer Gesellschaft.
Mit Blick auf den Wochenspruch könnten wir uns auch fragen: Gibt es vielleicht einen – sogar guten! – Grund, warum der andere anderer Meinung ist als ich? Und das löst die andere Frage aus: Bin ich mir denn selbst so sicher, dass ich die Wahrheit in ihrer Fülle erkannt habe? Es stimmt schon: eine solche Haltung, die ich auch mit dem Begriff Demut benennen könnte, ist nicht sonderlich weit verbreitet und erscheint eher weltfremd. Aber das ahne ich schon: gut tun würde sie mir, den Menschen um mich herum und am Ende unserer Gesellschaft.
Impressionen Frühjahrssynode 2024
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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