„Der Erinnerungsfälscher“, 2022 bei Hanser erschienen, gewinnt den Evangelischen Buchpreis 2023. Diese Entscheidung gab der Vorsitzende des Evangelischen Literaturprotals, Landesbischof Ralf Meister, bekannt. Der Leser:innenpreis ist mit 5.000 Euro dotiert. Er wird Abbas Khider am 24. Mai im Hospitalhof in Stuttgart verliehen, wie das Evangelische Literaturportal mitteilt.
„Es gibt Orte im Gedächtnis, die sind wie Minenfelder, sie können einen in Stücke reißen. Ein Leben kann schön und erträglich sein, wenn man diese Orte meidet“. Said Al-Wahid weiß das, er hat als Folge traumatischer Erlebnisse in seiner Vergangenheit einen Großteil seiner Erinnerungen verloren. Vom Arzt wird ihm ein Behandlungszentrum für Folteropfer empfohlen, doch Said findet seinen eigenen Weg, als er dem Begriff des Erinnerungsfälschens begegnet: Er beginnt, die Lücken zu füllen, indem er sich neue Erinnerungen erfindet.
In der Entscheidung der siebenköpfigen Jury um Vorsitzende Stefanie Drüsedau heißt es: „Mit klaren, schnörkellosen Sätzen, aber nicht ohne Humor, erzählt Abbas Khider von den Themen, die das Leben seines Protagonisten beherrschen: Die Gefangenschaft in der Diktatur, die lange, entbehrungsreiche Flucht nach Europa und die Vorurteile und Schikanen, denen er in der neuen Heimat immer wieder begegnet. Dies gelingt ihm in beeindruckender Weise. Der Autor, dessen Biographie deutliche Parallelen zu Saids aufweist, lässt uns teilhaben am Prozess des Schreibens und seiner therapeutischen Wirkung, er bedenkt die Wichtigkeit von Literatur für das eigene Leben, er plädiert gegen religiösen Fanatismus, Nationalismus, Rassismus und Ideologien jeder Art und fordert uns zu mehr menschlichem Miteinander auf.“
Abbas Khider wurde 1973 in Bagdad geboren. Mit 19 Jahren wurde er wegen seiner politischen Aktivitäten verhaftet. Nach der Entlassung floh er 1996 aus dem Irak und hielt sich in verschiedenen Ländern auf. Seit 2000 lebt er in Deutschland und studierte Literatur und Philosophie in München und Potsdam. 2008 erschien sein Debütroman „Der falsche Inder“, es folgten die Romane „Die Orangen des Präsidenten“ (2011) und „Brief in die Auberginenrepublik“ (2013). Abbas Khider lebt zurzeit in Berlin.
Der Evangelische Buchpreis wird seit 1979 vom Dachverband evangelischer öffentlicher Büchereien, dem Ev. Literaturportal, verliehen. Gesucht werden Bücher, die anregen über uns selbst, unser Miteinander und unser Leben mit Gott neu nachzudenken. Die Jury wählte neben dem Preisbuch neun weitere Titel für die Empfehlungsliste aus: Romane, Sachbücher, Kinder- und Jugendbücher. Der Jury gehören Mitarbeitende evangelischer Bibliotheken, Bibliothekar:innen und Theolog:innen und die Redakteurin des Ev. Literaturportals an.
Impressionen Frühjahrssynode 2024
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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