Weniger Fans als gehofft
Tausende Christen feierten in Leipzig den 475. Geburtstag der Landeskirche mit Gottesdiensten und Konzerten. Doch bei Podiumsdiskussionen und Workshops des Kirchentages blieben viele Plätze leer.Es war ein Fest des Glaubens, und Tausende kamen, um mit zu feiern. Und es war ein Geburtstagsfest. Beim Abschlussgottesdienst von Landeskirchentag und Deutschem Evangelischen Chorfest am Sonntag im Leipziger Fußballstadion wurde die große evangelische Gemeinschaft sichtbar, die sich über das Wochenende hinweg in der ganzen Innenstadt und darüber hinaus so verteilt hatte.
Unter dem Motto »Hier stehe ich …« prüften 9000 Menschen noch einmal gemeinsam ihren Standpunkt im Glauben und in der Welt. Klare Worte kamen dazu nicht nur aus dem Evangelium, aus dem der katholische Bischof des Bistums Heiner Koch die Seligpreisungen der Bergpredigt vorlas. In Zeiten, wo der Reichtum von Wenigen immer mehr wachse, müssten sich Christen für mehr Gerechtigkeit einsetzen, forderte Landesbischof Jochen Bohl in seiner Predigt.
Die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, erhielt im zweiten Teil der Predigt großen Beifall: Deutschland solle zwar mehr Verantwortung in der Welt übernehmen, aber nicht militärisch sondern friedlich, reagierte die Theologin auf anderslautende Äußerungen von Bundespräsident Joachim Gauck. »Wo wir Verantwortung übernehmen, für Gerechtigkeit und Frieden einstehen, legen wir Spuren von Gottes Zukunft«, so Käßmann.
Auf diese Spurensuche hatten sich die Teilnehmer am Landeskirchentag besonders am Sonnabend in der Messestadt begeben. In Bibelarbeiten, Workshops und auf Podien sprachen Christen darüber, wie das Evangelium 475 Jahre nach Einführung der Reformation in Sachsen zu verstehen sei und welche Verpflichtungen sich daraus ergäben.
»So wie ich das Evangelium ver stehe, will es die Welt gestalten«, sagte der Ratsvorsitzende der EKD, Nikolaus Schneider, auf dem Abschlusspodium. Jeder Christ müsse die sozialen Aufgaben zu »seiner Sache« machen, sagte er.
Einen »kongenialen Partner« fand der Landeskirchentag nach Ansicht von Jochen Bohl im Leipziger Bildermuseum, das sich am Sonnabend mit seinen religionspädagogischen Angeboten als Familienzentrum bewährte. Über 1300 große und kleine Christen besuchten nach Veranstalterangaben das weiträumige Haus und ließen sich Bilder mit christlichen Motiven erklären.
Zu den Podiumsdiskussionen und Workshops in den vier Themenzentren kamen indes nur insgesamt 450 Besucher – ursprünglich hatten die Veranstalter mit rund 2000 geplant. Kirchen waren nur mäßig gefüllt, einige Workshops mussten mangels Beteiligung ganz ausfallen. Nicht allzu viele Christen aus anderen Regionen der Landeskirche fanden nach Leipzig.
Jetzt suchen die Veranstalter der Landeskirche nach den Gründen: War das Angebot zu unübersichtlich und breit, lagen die Veranstaltungsorte rund um die Peterskirche zu weit abseits vom Zentrum? Die Kirchen in der Stadtmitte hatte bereits das Chorfest mit seinen Konzerten in Beschlag genommen. Oder besteht einfach kein Bedürfnis nach einem Kirchentag, der zwischen dem deutschlandweiten Evangelischen Kirchentag und regionalen Christentreffen Mitglieder der Landeskirche miteinander ins Gespräch bringt?
Doch der Ertrag des Landeskirchentages misst sich nicht allein in Zahlen. Es gab gute Gespräche, Denkanstöße, bewegende Musik und Gebete. »Das Problem ist nicht, dass wir weniger werden«, sagte Dietrich Bauer zum Eröffnungsgottesdienst, als hätte er es geahnt. Vielmehr gehe es darum, sich immer wieder von Gott ansprechen zu lassen und sich Gott zuzuwenden. In den stillen Momenten des Kirchentages war das eben auch zu erleben.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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