Lieber Herr Roth,
vielen Dank für den Bericht. Einge Fragen werfen sich jedoch auf:
1. Wieso wußten Sie, daß der Redner Edwin Wagensveld heißt und mit Waffen handelt, während es die Frau neben Ihnen nicht wußte. Kennen Sie ihn?
2. Ist es nicht wahr, daß in Tunesien doch vor einigen Jahren "die Guten" des arabischen Frühlings ihren Diktator verjagt hatten - warum gibt es da jetzt viel mehr tunesische Flüchtlinge als früher? In Marokko ist auch keine Diktatur in dem Sinne bekannt. Auf dem Balkan ist ebenfalls kein Kriegsgeschehen bekannt.
3. Wenn, wie in der Morgenpost berichtet https://mopo24.de/nachrichten/asyl-aerger-hier-liegen-die-nerven-blank-2906 statt angekündigter syrischer Kriegsflüchtlinge (für die auch die meisten Pegida-Anhänger Verständnis haben!) junge tunesische Männer einquartiert werden, welche auch noch für Ärger sorgen, kann man da den Unmut der Bevölkerung nicht verstehen? Ärger mit Tunesiern gab es unlängst auch in Chemnitz-Kappel, ohne Beteiligung irgendwelcher Außenstehender.
4. Haben Sie die Gegenveranstaltung wahrgenommen?
5. Ich kann keine Kälte wahrnehmen, wenn der völkerrechtswidrige Einmarsch der USA und ihrer Verbündeten im Irak, der ebenso völkerrechtswidrige Sturz Gaddafis, die z.T. maßlos überzogene Lritik an Rußland sowie die deutschen Waffenlieferungen kritisch hinterfragt werden. Welche wählbare Partei positioniert sich eindeutig dagegen?
Mit diesen Gedanken grüßt nachdenklich
Britta
PEGIDA und ich
In Dresden demonstrieren 10 000 gegen die Islamisierung des christlichen Abendlandes, eine neue Bewegung entsteht – woher kommt ihre Angst? Ein Selbstversuch unseres Reporters Andreas Roth.Ich bin der ideale PEGIDA, ein Patriotischer Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes. Zumindest müsste ich es sein. Ich bin Christ, habe etwas für die Gleichberechtigung von Frauen übrig und bei uns um die Ecke soll sich demnächst ein Hotel in ein Flüchtlingsheim verwandeln. Gut, ich habe schon kritisch über die Islam-Kritiker geschrieben. Aber vielleicht ist alles ganz anders?
Es ist sehr kalt an diesem Dresdner Dezemberabend. Sehr dunkel ist es auch. Dass die Männer, denen ich mich zur Orientierung anschließe, Bierflaschen vor sich hertragen – Zufall. Auf dem Rasen in einer Flucht zwischen DDR-Bürobauten, Lichtjahre vom Barock-Dresden entfernt, habe ich mir eine Wollmütze ins Gesicht gezogen, das machen viele hier so. Plötzlich strahlt mich unter der Wollmütze nebenan ein Gesicht an: »Du bist auch hier!« Wir kennen uns aus dem Kindergarten. »Hier ist unser halber Stadtteil dabei«, sagt er.
Die ganze Reportage lesen Sie im SONNTAG-Digital-Abo hier.
LiebeBritta,
vielen Dank - kurz zu Ihren Fragen, die direkt meine Recherche betreffen. Die Identität von Edwin Wagensveld lässt sich über facebook ganz gut recherchieten (sie. auch Link im Text). Die Gegendemo habe ich in der Tat nur aus PEGIDA-Pefspektive wahrgenommen, auch die Bòller von beiden Seiten ganz nah. Kalt ums Herz wurde mir nicht wegen der Inhalte, sondern wegen des Tons - da war so viel Wut, Aggression, keine Nachdenklichkeit. Leider. Viele Grüße
Andreas Roth
Vielen Dank, lieber Herr Roth,
dann hatte sich also der Herr mit Namen vorgestellt, und die Dame neben Ihnen hats wahrscheinlich nicht mitbekommen, und Sie haben dann im Nachhinein recherchiert, was er macht?
Ich denke allerdings, für Nachdenklichkeit ist jede Massenkundgebung, egal von wem, der falsche Ort. Allerdings, wenn es Ihnen nicht kalt wegen der Inhalte wurde, so gibt es womöglich Anknüpfungspunkte für einen Konsens?
Viele Grüße
Britta
Danke, Andreas Roth,
für Ihren Mut, hier Ihre persönlichen Eindrücke aus der Mitte der Pegida-Demo zu schildern. - Und noch immer läuft es mir kalt den Rücken herunter, wenn Menschen, wogegen sie auch immer sind, dafür den Ruf der 89er Kerzenrevolution missbrauchen: "Wir sind das Volk." Wir sind nämlich damals nicht g e g e n Ausländer um den Ring gezogen, sondern f ü r Verbesserung/Erneuerung der Demokratie. Vielleicht sogar zur Erinnerung der Regierenden, dass Demokratie meint, dass das Volk, also wir, der Souverän ist. Wenn es jetzt meint: "Wir wollen bestimmen, ob in unserer Wohngegend Asylsuchende untergebracht werden dürfen", dann wird die Politik durch die unreflektierten Verlust- und Entsagungsängste der Masse bestimmt. Das meinte jedenfalls der Ruf "Wir sind das Volk" damals nicht.
Johannes Lehnert
Lieber Herr Lehnert, als im Herbst 1989 die Menschen mit dem Ruf "Wir sind das Volk!" auf die Straße gingen, hatten sie Probleme, die sie heute weitgehend vergessen haben. Freiheit, das Ende der Bevormundung und eine Öffnung nach außen. Ja, auch Wohlstand, wie sie ihn sich, auf Grund der Werbung, versprachen.
Ausländer? Die gab es im Ausland.
Dennoch: Es gab hässliche Witze über die "Fitschis", wie die vietnamesischen Vertragsarbeiter genannt wurden. Es gab, vor allem in bestimmten Gegenden - ich erinnere mich an Frankfurt/Oder - regelrechten Hass auf die Polen, die das wenige, das in den Geschäften war, wegkauften.
Von den Menschen, die damals riefen "Wir sind das Volk!" begriffen nur wenige, welche Bedeutung das, was sie herbeisehnten wirklich hat. Sie verstanden nicht, dass zu einer Öffnung nach außen nicht nur der Tourismus aufblüht, sondern auch Menschen herein kommen. Andere, fremde Menschen.
Das es nicht nur "blühende Landschaften" geben wird, sondern neue, unbekannte Probleme, wollte keiner wirklich hören.
Was heute geschieht ist kein Missbrauch eines Slogans. Es ist das Aufgreifen eines, wohl auch zutiefst sich selbst anfragenden Rufes, der mir eine gewisse Verzweiflung auszudrücken scheint. "Wir sind das Volk!?" Wirklich? Sind wir es? Wer interessiert sich denn für uns?
Nein, Herr Lehnert, wer damals um den ring zog, ahnte nicht, was kommen würde. Ich fürchte, auch Sie ahnten es nicht in seiner ganzen Tragweite.
Ich muss an einen angeheirateten Onkel im Ruhrpott denken. Er schimpfte über die Türken, die da lebten, seit vielen Jahren, als Gastarbeiter. Er wusste nichts von Islam (kaum, dass er was vom Christentum wusste), aber er mochte sie nicht. So, wie er dachte da mancher, mit dem ich sprach. Es war Mitte der achtziger Jahre.
Das, was wir erleben, ist kein explizit ostdeutsches Phänomen, nur hier erinnert man sich noch daran, wie man seine Not einst, vor 25 Jahren artikuliert hat. Auch wenn die momentane Not vielleicht keine wirkliche und echte ist. Wir können das nicht einfach abtun und so tun, als ob es nicht da wäre oder als ob das alles Verrückte sein würden.
Gert Flessing
Lieber Herr Lehnert,
offenbar haben Sie in Ihrer Eiseitigkeit immer noch nicht begriffen, um was es geht! Da läuft es mir und vielen anderen kalt den Rücken runter!
Demokratie meint, dass das Volk, also wir, der Souverän ist und nicht irgendwelche (naive?) linksliberale Politiker oder Kirchenführer, die demokratische Willensbekundungen in die rechte Ecke drängen(wollen)! Begreifen Sie doch enlich, das DDR-System ist vorbei. Nochdarf jeder seine Meinung äußern, ob Ihnen das gefällt, spielt (noch) in einer Demokratie keine vordergründige Rolle!.
Herr Roth hat recht (leider ist mir der ganze Beitrag nicht zugänglich!), es geht um offenes Miteinaderreden (Runder Tisch) und nicht um Diffamieren, damit heizen Sie nur die ganze Situation gefährlich auf!
Ein wenig Aufklärung gefällig?
Leserkommentare lesen:
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