Britta schreibt:
08. Februar 2015, 14:19
Liebe Britta,
Sie wissen ja, dass ich die Grünen im Moment noch für das geringste Übel halte – obwohl die sich in der Tat viel Mühe geben, die bessere FDP zu werden. Erinnern Sie sich an das Forum "Gebt eure Stimme nicht ab"? Lesen Sie doch einmal nach: http://a.sonntag-sachsen.de/2013/09/19/gebt-eure-stimme-nicht-ab/comment... – und geben Sie zu, dass Ihr Paul prophetisch redet (oder einfach nur klar sieht – wie ja auch der Aufrechte).
Ich werde nicht bezahlt, wenn ich gegen die -gidas demonstriere. Ich mache das aus bürgerlichem Pflichtbewusstsein. Ich kenne viele, die auch gegen Dieselben unbezahlt Überstunden machen. "Wir sind hier und wir sind laut, weil ihr uns den Freitag klaut." Den fanden sogar die Polizisten gut.
Ansonsten schauen Sie es sich an – mögen Sie nicht zu kalte Füße kriegen. Gegen einzelne Thesen ist nichts einzuwenden. Und alle Thesen, die nicht mit dem Gesetz im Konflikt stehen, sind erlaubt. Manchmal stehen Thesen in einem Kontext, der sie unmöglich macht. Und manchmal stellen Menschen Thesen auf, die mir so unangenehm sind, dass ich nicht mit ihnen spazierengehen würde. Und manchmal werden Thesen gestreut, die anschlussfähig sind, um die nicht anschlussfähigen eigentlich gemeinten mitzuverbreiten. So, wie der Provokateur hier immer mal christliche Sachen einstellt – wenn auch nie eigene (Warum wohl nicht? Ist da nichts?) - um dann sein unchristliches Gedankengut zu verbreiten.
Dass Legida nicht erlaubt wurde, finde ich unmöglich und unverständlich. Genauso unmöglich und unverständlich finde ich die Einsparpolitik der !CDU! bei der Polizei! (Einigermaßen erstaunlich bei einer law-and-order-Partei.). Und wissen Sie, was meine linken FreundInnen da von mir halten?
Herzlich
Ihr Paul
Die Welt in schwarz und weiß
Fundamentalismus ist ein Kind der Angst: Die einen fürchten um ihre Freiheit, die anderen um Gottes Wort. Auch in Sachsens Landeskirche ist das zu spüren.![](https://www.sonntag-sachsen.de/sites/default/files/styles/article/public/field/image/2015_05/2015_05_90561.jpg?itok=LyoxP9ZE)
Religion rüttelt die Menschen wieder. Auf die gesamte Menschheitsgeschichte gesehen ist das nichts sonderlich Neues – im weitgehend atheistischen Ostdeutschland allerdings schon. Zehntausende gehen auf sächsische Straßen gegen die Islamisierung des Abendlandes, Islamisten wiederum drohen mit Terroranschlägen in Dresden, und Fernsehsender recherchieren alarmierend so wie gerade der MDR über christlichen Fundamentalismus.
Hat das eine mit dem anderen zu tun? Nein – und irgendwie doch. Der Begriff des Fundamentalisten ist eine christliche Erfindung, konservative Protestanten in den USA gaben sich vor gut 100 Jahren selbst diese Bezeichnung. Sie wollten mitten im Strudel der Moderne zurück zum Fundament, zur irrtumslosen Bibel – gegen eine liberale Theologie, die historisch-kritisch jeden Stein in ihr umdrehte.
Heute ist der Begriff zum Angstbild geworden. Und zur rhetorischen Keule. Je fremder einer Gesellschaft die Religion wird, desto furchterregender erscheint sie ihr, wenn sie mehr beansprucht als nur Wellness für die Seele. Eine linksliberale Öffentlichkeit hat Angst vor einem konservativen Christentum, die Konservativen von Pegida haben Angst vor einem konservativen Islam. Auch Salafisten wollen schließlich zurück zur reinen Lehre. Das Urteil: Fundamentalismus.
Was die Kritiker am stärksten beunruhigt: Dass Gläubige aus heiligen Schriften Forderungen ableiten für die ganze, im Osten mehrheitlich nicht-gläubige Gesellschaft. Das muss als Bedrohung gesehen werden. Scharia statt Grundgesetz? In Deutschland bislang undenkbar. Doch auch der jährliche »Schweigemarsch für das Leben« in Annaberg-Buchholz, bei dem hunderte Christen gegen straffreie Abtreibungen protestieren, wird in einer Studie der grünen Böll-Stiftung als Beleg für Fundamentalismus – diesmal christlicher Art – angeführt.
Oder die Debatte über gleichgeschlechtliche Paare in Pfarrhäusern, die seit Jahren in Sachsen schwelt. Eliten in Politik, Medien und Kirchen mutet das archaisch an, oder gar rechtsextrem: Haben Grundgesetz, Wissenschaft und aufgeklärte Menschenfreundlichkeit da nicht längst das letzte Wort gesprochen? Dass Gläubige sich in ihrer Ablehnung von Homosexualität durch die Heilige Schrift gebunden fühlen, können sie nicht verstehen. Beide Seiten begegnen einander nicht selten mit einem Gefühl von moralischer Überlegenheit. Den Unmut der Unverstandenen schürt das nur noch weiter. Siehe Pegida.
Neu ist dieser Konflikt nicht. Stellt man sich die Propheten des Alten Testaments lebendig vor Augen, man würde sie heute Fundamentalisten nennen. Radikale, Feuerköpfe, göttliche Rechthaber. Ihnen ging es freilich mehr um Gerechtigkeit als um Homosexualität, um die Treue zu Gott und eine gepfefferte Watsche an eine blasse Amtstheologie ging es ihnen aber auch.
Was heute aber wirklich neu ist: Mit Gott lässt sich in einer Gesellschaft, in der viele an keinen Gott mehr glauben, nicht länger Politik machen. Die Menschen sind so frei von Bevormundung wie noch nie, und sie wollen es bleiben. Auch die Gläubigen leben – gebunden nur an Gott und ihr Gewissen, wie es Luther und die Pietisten vordachten – ihren Glauben so individuell wie noch nie. Doch zugleich suchen nicht wenige Gläubige im Meer dieser Freiheiten nach sicheren Fundamenten. Sie suchen im Überfluss all der Zweideutigkeiten das Eindeutige, das Wahre. Das Schwarz und das Weiß.
Das kann hart machen. Oder weich, wo sich das Eindeutige in der Liebe Gottes zu den Menschen finden lässt. Dies könnte ein Fundament sein, auf dem sich auch Nicht- und Andersgläubige treffen könnten. Ein Fundamentalismus ohne Bedrohung und Angst.
Lieber Paul,
nun will ich Ihnen und jenen, die es interessiert, den Bericht von gestern nicht vorenthalten:
Ich war gestern von ca. 18.15 - 19.40 Uhr auf der Brückenstraße in C., dort wo der Karl-Marx-Kopf steht. Bei nieseligkaltem Wetter nicht so besonders erquicklich. Ein Spaziergang wurde - wie das letzte Mal in Leipzig - nicht erlaubt, da die Polizei dies nicht absichern könne. Es durfte also nur eine Standkundgebung beim Nischl (Karl-Marx-Kopf) stattfinden. Dort m.E. ca. 500-600 Leute (schwer zu schätzen), die mir allesamt unbekannten Redner waren keine Volkstribune und rhetorisch nicht besonders geschickt, aber was sie sagten, hatte Hand und Fuß. Es ging um ein Einwanderungsgesetz und Beispiele aus Kanada und Dänemark, Länder, die diese Sache praktikabel geregelt haben und z.B. auch von muslimischen Einwanderern verlangen, sich den Landesgeplogenheiten anzupassen (z.B. keine Umstellung des Essens in öffentlichen Einrichtungen auf halal). Weiterhin ging es um die Selbstbestimmung des deutschen Volkes und Europas vor dem Hintergrund eines drohenden Krieges mit Rußland und die Ablehnung von Waffenlieferungen. Es ging auch um Ungleichbehandlung in der öffentlichen Darstellung, so durfte wohl ein Transparent eines linken Bündnisses am Rathaus angebracht werden, ein anderes dagegen nicht mit der Begründung, daß generell am Rathaus keine Transparente angebracht werden dürfen. Weiterhin ein Dank an die Polizei für ihre Arbeit und Kritik an den Einsparmaßnahmen dort.
Die Teilnehmer hatten z.T. Schwarzrotgoldene Fahnen und waren ganz normale Leute aller Altersklassen, weder vermummt noch irgendwie aggressiv. Es ging alles sehr diszipliniert, zu Beginn wurden die Teilnehmer auch noch einmal aufgefordert, friedlich zu sein und sich nicht provozieren zu lassen. Auf den wenigen individuellen Pappschildern der Cegida standen keine fremdenfeindliche o.ä. Sachen. Hier die Schilderbeschriftung:
"Mir (in kyrillischen Buchstaben) reichts! Frieden mit Rußland! Stop TTIP und CETA Jetzt!"
"Wer Deutschland nicht liebt soll Deutschland verlassen"
"Hallo dt. Presse und TV. dickes Lob von Sudel-Ede und dem Team Schwarzer Kanal"
"Hallo Berliner Köchin dein Brei ist angebrannt, es stinkt im Multikultiland" Rückseite "König August steig hernieder und regiere Sachsen wieder. Masseneinwanderung wie jeder weiß ist großer Scheiß"
Es wurde auch nicht rumgegrölt, 4-5 mal wurde "Wir sind das Volk" gerufen und ab und zu dem Redner applaudiert. Habe auch nicht wissentlich irgendwelche Nazis gesehen (woran erkennt man die eigentlich?)
Die Brückenstraße war mit Bauzäunen abgesperrt in Richtung Markthalle, dahinter waren die Gegendemonstranten, vorrangig Jugendliche (der StuRa der TU hatte offiziell alle Studenten zur Gegendemo aufgerufen), ca. 300 Leute, die brüllten irgendwelches unverständliches Zeug und beschallten die Standdemo mit musikähnlichen Geräuschen und drängten an den Zäunen. So konnte ich manchmal die Worte der Redner nicht verstehen. Es ließ sich aber keiner provozieren und die Polizei hatte es auch alles im Griff. (Wenn diese aggressiven Gegendemonstranten nicht wären, brauchte es gar keine Polizei!) Die Schilder der Gegendemonstranten waren reichlich und von einundemselben Design (tellerförmig rund), ich konnte sie schlecht lesen, z.B. "Multikultiviert euch" oder "Nich schon wieda dieda"...
Als ich heute in der Presse las, daß es 1100 Gegendemonstranten gewesen sein sollten, frage ich mich, wo die vielen Leute waren. Definitiv nicht auf der Brückenstraße in sichtbarer Nähe zur Cegida-Kundgebung!
Lieber Paul, so wars in Chemnitz. Ich bin hier schon indirekt für die Äußerung "Gesinnungsdiktatur" angegangen worden. Aber, der selektive Verbot der Legida (und das spätere Anmelden kanns nicht sein, da die Gegenveranstaltungen ja immer gelauert haben, welchen Tag Legida spaziert und außerdem der Aufforderung nachgekommen war, nicht am Freitag wegen des Markttages zu demonstrieren - 5 Gegenveranstaltungen waren laut Presse genehmigt, lassen Sie ein bis zwei schon vorher angemeldet sein [Friedensgebet o.ä.]) sowie der Verbot des Spazierens erst in L. jetzt in C. und die vielen Kleinigkeiten, wie die Geschichte mit dem Transparent zeigen deutlich, wohin der Zug geht! Auch, wie schnell Gras über die Attacken der Autonomen wuchs.
Andererseits gibt es Hoffnung, daß gewisse Dinge in den Mittelpunkt des Interesses gerückt wurden (die uninteressierte Masse ist ja immer das Gefährlichste). Aber würde Frau Merkel so einen medienwirksamen Rummel veranstalten, um zu zeigen, daß sie die USA von Waffenlieferungen abhalten will, wenn nocht bemerkt würde, daß es in der Bevölkerung gährt? Zu Demos geht ja nur ein kleiner Bruchteil der Leute, die Einstellung ist wesentlich stärker vertreten. Wäre jetzt das Einwanderungsgesetz wieder auf der Tagesordnung, wenn nicht...? Ich denke, es wurde, wie Herr Weißflog schon sagte, einiges angestoßen durch die ...gidas und Anti...gidas (und wenn einigen die Augen geöffnet wurden!)
Zu dem link zum alten SONNTAG: habe ich Ihnen damals widersprochen oder etwa dumm reagiert? Ich weiß auch, wie es ist, wenn sich eine Sau erstmal in die Nähe des Troges geschoben hat. Trotzdem finde ich Frau Petry nicht schlecht und habe auch Respekt vor Frau Hermenau, die unlängst die Grünen verließ! Da die grüne Spitze schon lange stumpf ist, verstehe ich nicht, warum die das kleinere Übel sein sollen...
Was Ihre linken FreundInnen von Ihnen halten, weiß ich nicht, ich habe keine linke FreundInnen... Aber lustig, obwohl es ja den Antifanten gestern in L. offensichtlich keinen Spaß gemacht hat, gab es doch nennenswerte Übergriffe auf die Polizei. Und obwohl der Spaltpilz erfolgreich in DD eingesetzt war, waren die Gegendemonstranten wahrscheinlich so wenige, daß sie nichtmal heute früh in den Nachrichten Erwähnung fanden... Egal ob ...gida oder nicht...gida, die Probleme lassen sich nicht kehr so einfach totschweigen oder wegdiskutieren!
Herzliche Grüße
Ihre Britta
Jetzt haben wir schon 2 unabhängeige von Beteiligte, die bestätigen, daß wir eine "Lügenpresse" haben!
Diese berichtet von 1100 friedlichen Gegendemonstranten, Beide Teilmehmer bei CEGIDA haben aber höchstens 300 randalierende aufgehetzte und hinbeorderte Kinder und Jugendliche gesehen.
Dazu kommt immer wieder und überall die Tatsache , daß die Einen (linke) gleicher asl andere sind!
Liebe Britta,
vielen Dank für Deinen Bericht. Da unterscheidet sich Deine Wahrnehmung richtig heftig von dem, was wir bei LEGIDA wahrnehmen.
Höchst interessant ist auch, dass aus Deinem
"...vorrangig Jugendliche (der StuRa der TU hatte offiziell alle Studenten zur Gegendemo aufgerufen), ca. 300 Leute...,"
die rheinische Lügenpresse macht
"...höchstens 300 randalierende aufgehetzte und hinbeorderte Kinder und Jugendliche...".
Da sieht man mal, wie es so um die Wahrheitsgehalt derjenigen steht, die über die "Lügenpresse" meckern.
Keine Angst, ich will Dir diese "Wahrheit" nicht in die Schuhe schieben, dafür muss der "Wiedergeborene" dermaleinst Rechenschaft ablegen.
Mit freundlichem Gruß
Johannes
Britta schreibt:
10. Februar 2015, 9:37
Liebe Britta,
vielen Dank.Vielleicht haben Sie n Chemnitz mehr Glück mit den Leuten auf der -gigaseite. Wobei ich unter den Parolen nicht hätte stehen wollen. Aber wir alle können ja nichts für die, die neben uns stehen – geht mir auf meiner Seite auch so. Hoffentlich gilt das "Wer Deutschland nicht liebt soll Deutschland verlassen" nicht für Deutsche. Sonst müsste ich mich langsam nach einem anderen Ort umsehen. Nazis erkennt man heute nicht mehr unbedingt am Äußeren. Aber an den Seiten, die sie verlinken und an den Meinungen, die sie streuen. Und das tun sie überall – sogar in christlichen Zeitungsforen. Manche werden dafür wahrscheinlich sogar bezahlt. Die geben sich dann christlich, obgleich sie nie eine eigene Meinung abgeben (Warum wohl nicht?).
Zu Leipzig: Einige Demos sind schon lange für Montag angemeldet, weil Legida ja ursprünglich immer die Montage wollte. Dann hatten die Legionellen alle Freitage gebucht, das aber genauso wenig durchgehalten. Nun sind sie wieder auf den Montag gesprungen, an welchem aber schon andere Demos angemeldet waren. Und da die CDU-Regierung sich augenscheinlich darum bemüht, ihre ehrgeizigen Einspar-Pläne auch durch massive Kürzungen bei der Polizei zu erreichen, wird es langsam eng. Zumal sich ja trotzdem einige von den friedlichen Hools aufgemacht haben, um das christliche Abendland zu verteidigen.
Zur afd hatten SIE nicht widersprochen. Einige der rechten Naivlinge hier hatten sich wohl Hoffnung gemacht. Die Grünen sind nicht das kleinere Übel. Ich halte sie für das kleinere Übel – aus verschiedenen Gründen. Einmal, weil sie in der Energiefrage immer noch die wichtigen Impulse setzen. Außerdem, weil sie die einzigen sind, die den individuellen Personenkraftverkehr eindämmen wollen. Und es gibt noch ein paar andere Punkte.
Zu meinen linken FreundInnen: Verständnis für die Polizei ist da nicht selbstverständlich. Das liegt sicher auch an den Erfahrungen, die manche mit Polizisten gemacht haben.
Ansonsten zu Ihrer Hoffnung, dass die Demos irgendetwas bewirken: Da bin ich vorsichtig skeptisch. Wenn ich höre, was die Leute da fordern, möchte ich nicht das Volk sein. Und bei vielem wäre es so wie bei Ihrem Kollegen Dr. Holm – es würde einer Verfassungsänderung bedürfen, um das durchzusetzen. Aber dafür – das ist jetzt meine (unsinnige) Hoffnung – gibt es im Volk (also im Ganzen) keine Mehrheit.
Es bleibt bei dem, was Sie immer betonen: Wir müssen unsere Menschlichkeit betonen.
Herzlich
Ihr Paul
Nicht betonen, bewähren müssen wir unsere Menschlichkeit!
Bitt wischen Sie sich den Schaum vom M. und unterlassen Sie die unsäglich lächerlichen Unterstellungen. Scheinbar verwechslen Sie manchmal die Seiten?
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