Ja, mit Gottes Hilfe
Als neuer Landesbischof setzt Carsten Rentzing ein Signal für Flüchtlinge und Nächstenliebe – und muss auch in seiner Kirche manche Gräben überwinden.Als der Moment herankommt, ist nur ein »Ja, mit Gottes Hilfe« zu hören zum neuen Landesbischof Carsten Rentzing. Wie aus einem Mund in den schwarz besetzten Reihen mit hunderten Pfarrern im Talar. Und kein »Ja, aber« wie es knapp 1000 sächsische Christen samt vieler Theologen kurz zuvor noch – aufgewühlt von Interviewaussagen des neuen Bischofs, gleichgeschlechtliche Partnerschaften entsprächen nicht dem Willen Gottes – in einer Internet-Petition laut werden ließen.
Klar und kämpferisch geht Rentzing bei seiner Amtseinführung in der Dresdner Kreuzkirche auf das Thema zu, das derzeit Sachsen in Atem hält wie kein zweites: Der Zustrom von Flüchtlingen und die gewaltsamen Proteste in Heidenau und anderswo. Die Kirche müsse »eine Stimme für die Entrechteten, Verfolgten, Armen und Flüchtlinge« sein und deren Würde verteidigen, predigt der bisherige Markneukirchener Pfarrer. In Zeichen des Willkommens und der Liebe zeige sich die Nachfolge Jesu Christi.
»Lasst uns das gemeinsam tun in der ganzen Vielfalt, die es in unserer Landeskirche gibt und weiter geben muss« – nur mit diesen Worten spielt der neue Bischof auf die Spannungen vor seiner Amtseinführung an und versucht sie zugleich versöhnlich zu überwinden.
Schon bevor ihn der leitende Geistliche der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, der Schweriner Bischof Gerhard Ulrich, für sein neues Amt segnet, steht Carsten Rentzing die Freude darüber kaum zu bändigen ins Gesicht geschrieben. Man solle ihn nicht »vorschnell im negativen Sinne als konservativ etikettieren«, mahnt Ulrich mit Blick auf öffentliche Kritik an Rentzing und beschreibt ihn als bedächtigen Menschen mit Respekt vor anders Lebenden und Glaubenden, der aber auch wisse, »dass die Mitte der Schrift Klarheit braucht«.
Zugleich gibt der norddeutsche Bischof seinem neuen sächsischen Kollegen angesichts der Spannungen in Gesellschaft und sächsischer Landeskirche mit auf den Weg: »Einheit aus der Mitte der Schrift erträgt die Vielfalt des Lebens. Der verschwenderische Geist Gottes liebt trotz der Unterschiede.«
Dass der neue Bischof aus Sachsen unter seinen Amtskollegen in der EKD durchaus etwa beim Thema Homosexualität mit Widerspruch rechnen muss, steht auch zwischen den Zeilen der Segenswünsche des EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm: Er freue sich auf die Zusammenarbeit in einer Gemeinschaft, die gerade auch dort tragfähig sei, wo unterschiedliche Auffassungen vertreten würden, schreibt der ins Ausland verreiste und deshalb abwesende bayerische Landesbischof.
Zustimmung und stummer Widerspruch zeigen sich selbst in den Reihen der Prominenz, die mit Bischöfen aus Deutschland, Indien, Russland, Polen und Lettland sowie Ministerpräsident Tillich und Landtagspräsident Rößler (beide CDU) im Gottesdienst sitzt. Die SPD-Landesminister aber, allen voran der Lutheraner und stellvertretende Regierungschef Martin Dulig, hatten ihr Kommen abgesagt – offiziell ohne Begründung, inoffiziell aber durchaus im Zusammenhang mit den Äußerungen des neuen Bischofs über homosexuelle Partnerschaften.
Als sein Vorgänger Jochen Bohl kurz zuvor sichtlich bewegt die Bischofskette abgelegt hatte, würdigte ihn der Schweriner Bischof Gerhard Ulrich als einen »differenziert denkenden Theologen mit großer geistlicher Kraft« und »mitfühlenden, einfühlsamen Menschen«. Ministerpräsident Stanislaw Tillich dankt Bohl beim anschließenden Empfang nicht nur für seine klare Haltung in der Flüchtlingsfrage. »Er war ein politischer Bischof, der klare und deutliche Worte zu aktuellen Themen fand und der für viele Menschen auch außerhalb der Kirche im wahrsten Sinne ein Seelsorger ist.«
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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