Vergib uns unsere Klimasünde
Papiere zum Klimaschutz haben Kirchen schon viele geschrieben – aber bei der Umsetzung hapert es sehr. Eine kirchliche Klimabilanz zum Gipfel in Paris.
Als sich die Welt vor sechs Jahren das letzte Mal traf, um das Klima zu retten, sparte auch die sächsische Landeskirche nicht mit großen Worten. »Die Zeit der Beschwichtigung ist vorbei«, alarmierte die Kirchenleitung die Entscheider der Klimakonferenz in Kopenhagen ebenso wie die eigenen Gemeindeglieder. Jetzt in den Tagen der nächsten Weltklimakonferenz in Paris herrscht Ruhe.
»Wenn man auf die Schöpfungsgeschichte schaut, ist völlig klar, dass wir den Auftrag haben, die Schöpfung als Gärtner Gottes zu pflegen und zu bewahren«, sagt Landesbischof Carsten Rentzing auf Anfrage des Sonntag. »Dazu gehört selbstverständlich auch der Klimaschutz.« Er verweist zudem auf die Flüchtlingsströme, die der Klimawandel in Gang setzt. Doch große Forderungen zu stellen sei nicht die erste Aufgabe der Christen in dieser Situation, sagt der Bischof. »An Papier mangelt es sicher nicht, eher an Taten. Jeder muss sich an die eigene Nase fassen und fragen: Was kann ich beitragen? Auch ich selbst.«
Die EKD-Synode hat Mitte November dazu klare Forderungen aufgestellt: Die Bundesregierung und die Pariser Klimakonferenz solle die Erderwärmung auf maximal zwei Grad Celsius beschränken, Energie aus Kohle müsse bis spätestens 2040 Geschichte sein – vor allem aber: Die Mitgliedskirchen der EKD sollten ihren Kohlendioxyd-Ausstoß in den nächsten fünf Jahren, gemessen am Wert von 2005, um 40 Prozent reduzieren.
»Es klafft eine riesige Lücke zwischen dem, was unsere Synoden und Kirchenleitungen fordern, und der Wirklichkeit«, stellt ernüchtert der Umweltbeauftragte der sächsischen Landeskirche, Heiko Reinhold, fest. »Und damit haben wir auch eine Glaubwürdigkeitslücke als Kirche.«
Die Wahrheit ist, dass die Spitze der Landeskirche durchaus einiges angeschoben hat – doch ob etwas bewegt wurde, bleibt so schwer zu greifen wie das Treibhausgas selbst. 2011 erarbeitete das Landeskirchenamt ein Konzept zum Energiesparen in 64 kirchlichen Gebäuden – ob diese Maßnahmen aber umgesetzt wurden, dazu gebe es »keinen Rücklauf«, so der Baudezernent der Landeskirche, Jörg Teichmann. »Wir haben ein Umsetzungsdefizit, weil all die Beschlüsse und Verlautbarungen nicht verpflichtend sind für die Kirchgemeinden«, kritisiert der Umweltbeauftragte Heiko Reinhold.
Die Frage nach verbindlicheren Zielvorgaben für Klimaschutzmaßnahmen hält der landeskirchliche Baudezernent durchaus für berechtigt. »Bisher haben wir aber hierauf verzichten müssen, weil dies zur Voraussetzung haben würde, auch die personellen Ressourcen und die finanziellen Mittel für die Umsetzung zur Verfügung stellen zu können, was nur sehr eingeschränkt der Fall ist.« Klimaschutz, der nicht nur aus Worten besteht, kostet schlicht viel Geld – und ist der Landeskirche oft zu teuer.
Anders sieht es aus, wenn die Kirche Gebäude umfassend saniert oder neu errichtet – dann kann der Klimaschutz gleich mit eingebaut werden und dadurch Energie und Geld sparen helfen. Und es gibt noch eine billigere Variante. Die Sächsische Energieagentur Saena hat bisher 32 evangelische und katholische Kirchgemeinden beraten und deren Energieverbrauch untersucht.
Das erstaunliche Ergebnis: Schon mit nur ganz geringen Investitionen und Verhaltensänderungen lassen sich Wärme- und Stromverbrauch um bis zu 20 Prozent reduzieren. Oft waren einfach nur Türen und Fenster undicht, die Beleuchtung war veraltet, die Dämmung von Rohren unzureichend – oder es fehlte schlicht am Bewusstsein, Heizung und Licht auszuschalten, wenn sie nicht mehr benötigt wurden.
Manchmal braucht Klimaschutz keine großen Papiere. Manchmal lässt sich so etwas Großes auch auf Knopfdruck bewegen.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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