
Wenn Jesaja diesen Satz weitersagt, dann beschreibt er dabei Gott selbst. Er antwortet auf die ausgesprochene, oft aber auch unausgesprochene Frage der Menschen damals wie heute: Was ist das für ein Gott, der unser Gott sein will?
Für die Antwort gebraucht der Prophet eindrückliche Bilder. Das Bild vom geknickten Rohr erinnert mich an Beobachtungen am See. Der Wind bewegt das Schilfrohr erst ganz sachte, dann immer stärker. Doch wie die Kraft des Sturmes wächst, wächst offensichtlich auch die Biegsamkeit des Schilfrohres. Es dauert lange, bis einzelne Halme knicken. Sprichwörtlich reden wir von Geknicktsein in stürmischen Lebenssituationen. Du siehst geknickt aus. Das sage ich zu der jungen Frau, die mir gegenübersteht. Sie geht mit gesenktem Kopf. Ihr Blick ist leer. Dann erzählt sie mir von den Plänen mit der neuen Ausbildung, von den Schwierigkeiten mit den Kollegen.
Glimmender Docht – das ist das zweite Bild. Der Docht ist da, doch die Flamme ist verkümmert. Ihr fehlt die Kraft. Ein Hauch kann die Flamme wieder entfachen. Das Feuer unseres Glaubens scheint verlorengegangen in unserem Europa. Glaube glimmt. Aber da ist auch die Sehnsucht nach dem belebenden Geist, der stärker ist als jede andere Kraft.
»Geknicktes Rohr« und »glimmender Docht« führen uns Stürme und Herausforderungen unseres Lebens und unseres Glaubens vor Augen. In diese Erfahrungen hinein beschreibt Jesaja unseren Gott. Der Gott, der sich mit uns verbunden hat in der Taufe ist ein Gott, der nicht zerbricht, was geknickt ist, sondern aufrichtet. Er ist ein Gott, der nicht auslöscht, was nur noch glimmt, sondern mit seinem belebenden Geist, Leben neu entfacht. Gott sei dank.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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