Wer glaubte, die schmerzhafte Stasi-Geschichte allmählich zu den Akten legen zu können, sieht sich getäuscht. Der aufgrund seiner kurzzeitigen Stasi-Tätigkeit unter großen Druck geratene Berliner Staatssekretär Andrej Holm (46) ist am Montag zurückgetreten. Er hat damit Konsequenzen aus der erbitterten Debatte um seine hauptamtliche Zeit bei der Stasi und seinen Umgang damit gezogen. Der nur viermonatige Dienst des jungen Andrej Holm vom September 1989 bis zum Januar 1990 reicht aus, um heute seine politische Karriere zu beenden und schärfste moralische und politische Verurteilung hervorzurufen. Es ist, wie Christa Wolf einst schrieb: »Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen.«
In gewisser Weise ist das verständlich. Denn die seelischen Wunden der Opfer von DDR-Unrecht verheilen und verjähren nicht, wenn sie nicht therapeutisch verarbeitet werden. Aber die öffentliche Verurteilung des Andrej Holm wird keine Heilung der Wunden der Vergangenheit bringen. Allenfalls kurzfristig mag sein Rücktritt Rachegelüste befriedigen. Dann kommt sie aber wieder, die Wut auf das beschädigte Leben damals. Was einzig zu helfen scheint, ist Vergebung. Sie macht innerlich frei zu neuen Wegen. Und sie macht auch das Zusammenleben mit früheren Feinden möglich. Das geht zumeist nicht aus eigener Kraft. Deshalb hat Jesus ein Gebet zur Vergebung gelehrt: »Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.« Das legt zugleich den Gedanken nahe, immer auch selbst schuldig zu sein oder schuldig werden zu können.
Manchmal ist es nur die Gnade der Geschichte, die einen vor Verstrickung in Unrecht bewahrte.
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