Jeder Mensch hat einen Stern
Advent: Die Vorbereitungszeit auf Weihnachten ist eine Einübung in das Vertrauen. Besonders in diesem Jahr gilt es, sich nicht den Ängsten und Begrenzungen zu überlassen, sondern sich mit Größerem zu verbinden – und adventlich zu leben.
»Einen Stern, der deinen Namen trägt (…), der über unsere Liebe wacht, schenk ich dir heut«, singt DJ Ötzi in seinem millionenfach verkauften Hit. Wenige Worte, die in mir eine große Sehnsucht wecken. Die Sehnsucht, auch in unserer aktuellen Zeit der Verunsicherung nicht verloren zu sein, indem ich der Angst nicht die Regie überlasse in meinem Leben. Die kommende Adventszeit lädt mich ganz besonders ein, mitten im Dunkel der Verlorenheit, den inneren Kraftstern in mir zu entdecken. Dabei fliehe ich nicht vor den Herausforderungen des Alltags angesichts der Pandemie, sondern ich wage dank der Stille eine innere Reise, in der ich erkennen kann, immer schon mit allem verbunden zu sein.
Sterne sind kaum isoliert. Sie sind mehrheitlich Bestandteile eines Doppelsterns oder eines Planetensystems. Wenn ich meinem inneren Stern folge und wenn ich meinen Hoffnungsstern am Himmel entdecke, dann werde ich daran erinnert: Ich bin eingebunden in eine größere Wirklichkeit. Der Lebensatem Gottes verbindet mich mit Schöpfung und Kosmos. Die Quantenphysik hat eine Verbundenheit von allem mit allem entdeckt. Nicht der Stoff, sondern die Beziehung ist in dieser Vernetzung das Entscheidende. Und so entdecke ich meinen Stern als mein inneres Leuchten: Die Leuchtkraft meines inneren Sternes / lässt mich zu meiner Verunsicherung stehen / von innen her werde ich aufgerichtet / zu meiner einzigartigen Einmaligkeit.
Adventliche Menschen bleiben nicht fixiert auf die Grenzen, sondern sie halten jeden Tag neu Ausschau nach dem vorhandenen Spielraum im Begrenztsein. Leonardo da Vinci (1452–1519) erzählt poetisch von diesem Perspektivenwechsel: »Binde deinen Karren an einen Stern.« Zeitlose Worte, die hochaktuell sind und uns inspirieren können, anders mit unseren durchkreuzten Plänen und Hoffnungen umzugehen. Mit dem Karren verbinde ich das Auf und Ab meines Alltags, die Ungeduld und den Ärger, die durch Covid-19 mit seinen ungewissen Auswirkungen in uns ausgelöst werden können.
Diese Schwere darf zu uns gehören, sie kann aufgeweicht werden dank der Einladung, sie an einen Vertrauensstern zu binden. Deshalb erinnere ich mich täglich, dass ich immer mehr bin als meine Sorgen und meine Ängste, weil ich bewohnt bin von jener ver-rückten Hoffnung, dass Gott genau mitten in unseren dunklen Zweifeln sich gebiert als zärtlicher Segen, der uns befähigt zum Mitgefühl mit uns selbst, mit anderen, mit Tieren und der ganzen Schöpfung. Folge dem Stern in dir / geh durch die Ängste hindurch / zum inneren Ruheort / wo du endlich sein darfst.
Es gilt, die Dankbarkeit zu entfalten. Lobt ihn, Sonne und Mond, lobt ihn, all ihr leuchtenden Sterne, heißt es im Psalm 148. Unser Alltag wird verwandelt, wenn wir uns regelmäßig ein liebendes Innehalten gönnen, indem wir uns erinnern, dass Sonne, Mond, Sterne, Wasser, Erde, Feuer und Luft uns hineinholen in ein großes »DANKE«.
Es zeigt sich: Es gibt eine andere Möglichkeit, als sich jeden Tag in einer Überfülle von negativen Nachrichten gefangenzuhalten. Der Weg nach Bethlehem! Miteinander schweigend unter dem Sternenhimmel unterwegs sein, lässt uns mit unseren Füßen beten. Gebet ist dann nicht mehr das Bemühen, Gott zu erreichen, sondern das Aufatmen, schon in seiner Liebe geborgen zu sein. Das Lied der leuchtenden Sterne führt uns Menschen zusammen, damit unser Lachen und Weinen gut aufgehoben sind in der Weite des Himmels.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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