Als wir uns vor einem Jahr im ersten Lockdown befanden, war ich der Meinung, dass die Passionszeit 2020 eine Zeit des Abendmahlsfastens sein sollte. Fasten und klagen, was uns fehlt, das schien mir überzeugender, als Notfallregeln für die Feier zuhause zu formulieren oder digital vermittelt Abendmahl zu feiern. Inzwischen ist aus dem temporären Abendmahlsfasten für die Mehrzahl der Evangelischen allerdings eine permanente Abendmahlsabstinenz geworden. Es ist daher höchste Zeit, die Feier des Abendmahls wiederzugewinnen. Aber wie? Eher nicht so, dass wir versuchen weiterzumachen wie vorher – nur eben in einer aufgrund der Hygieneregeln reduzierten und irgendwie traurigen Schwundstufe: nur mit Brot etwa. Oder so, dass das Abendmahl eher einer Medikamentenausgabe gleicht als einem gemeinsamen Essen, Trinken und Feiern am Tisch des Herrn. Es geht darum, Formen zu finden, die theologisch stimmig und praktisch möglich sind. Experimentierfreude ist gefragt. In manchen Gemeinden werden Tabletts hergerichtet mit Brot und Wein, die dann auf den Plätzen im Kirchenraum mit Abstand und doch gemeinsam genossen werden. Auch eine synchrone digitale Feier als Videokonferenz ist eine – auch in lutherischen Kirchen – sehr gut begründbare Praxis. Solche neuen Formen können die Gabe des Abendmahls und die Gemeinschaft der Feiernden deutlicher zeigen als der Versuch, einfach das fortzusetzen, was vor der Krise war – oder gar den Gemeinschaftskelch wieder einzuführen und damit eine nicht verantwortbare Ansteckungsgefahr zu riskieren. Die Chance liegt darin, das Abendmahl kreativ neu zu entdecken und so in veränderter Form Jesu Auftrag treu zu sein.
Alexander Deeg ist Professor für Praktische Theologie an der Universität Leipzig.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
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Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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