
Einen richtig schönen Ast hat sich die Dohle aus der kahlen Eiche gepickt. Lang und gerade und vermutlich wunderbar geeignet, um damit auf irgendeinem Schornstein ein Nest zu bauen. Aber vorher muss sie ein Problem lösen: Wie kommt sie mit dem Ast, den sie genau in der Mitte gepackt hat, aus dem Baum heraus? Nach rechts geht es nicht, da bilden die Zweige ein undurchdringliches Gestrüpp. Links sieht es nicht viel besser aus. Sie versucht es nach oben – und stürzt fast ab, weil sich der Ast verhakt. Aber Loslassen kommt nicht in Frage, und Lockerlassen auch nicht. Ein paar Hüpfer nach unten, ein heftiges Reißen und Schütteln, und es ist geschafft: Freier Flug in Richtung Baustelle.
Während die Dohle mit ihrem Ast kämpft, sitze ich am Schreibtisch und kämpfe mit einem Text. Es geht nicht vorwärts. Die Gedanken verknäulen sich, und kein Satz scheint aus dem Gewirr herauszuführen. Da lockt die Möglichkeit, die Augen auszuruhen und dabei den Vogel zu bewundern, der so hartnäckig nach der richtigen Richtung sucht. Wäre ich so lange drangeblieben? Oder hätte ich das Stöckchen längst fallenlassen und ein neues gesucht, mit dem ich leichter klargekommen wäre?
Seht die Vögel unter dem Himmel, sagt Jesus. Sie säen nicht, sie ernten nicht, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch – mehr noch: Er schenkt ihnen Geduld, Hartnäckigkeit, und sogar die Kreativität, zwei Schritte zurückzugehen, um von dort aus nach einer neuen Perspektive zu suchen. Bemerkenswerte Fähigkeiten, Probleme zu lösen, von denen wir Menschen uns manchmal etwas abschauen können. Und siehe da: Das Gehirn entknäult sich, und die Gedanken fließen wieder. Seht die Vögel unter dem Himmel …
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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