Orgel kontra Pandemie
Jahr der Orgel: Die Orgel ist »Instrument des Jahres« und wird in Sachsen vielfältig gefeiert. Die junge Orgelvirtuosin Ann-Helena Schlüter zeigt, dass die »Königin der Instrumente« rettende Klänge gerade in Pandemie-Zeiten zu bieten hat.Die »Königin der Instrumente«, wie Wolfgang Amadeus Mozart einmal die Orgel genannt hat, ist zum »Instrument des Jahres 2021 gekürt worden. In Sachsen wird dieses »Jahr der Orgel« in besonderer Weise begangen, ist der Freistaat doch Heimat zahlreicher bedeutender Orgeln. »Wenn man durch andere Gegenden Deutschlands fährt oder gar die Orgeln auf anderen Kontinenten besucht, wird einem erst so richtig bewusst, welchen unglaublichen Schatz an hochwertigen und meist auch gut gepflegten Instrumenten wir in Sachsen haben«, schwärmt Kirchenmusikdirektor Sandro Weigert aus Dresden und ergänzt: »Für manche Gottesdienstbesucher ist es ganz selbstverständlich, jeden Sonntag eine Silbermann-Orgel zu hören. Andere Menschen reisen dafür von Südkorea oder Japan extra nach Deutschland, um diesen perfekten Klang einmal im Leben zu genießen.«
Um diese Schätze in diesem Jahr wieder neu ins Bewusstsein zu holen, hat er gemeinsam mit dem Orgelbeauftragten der Landeskirche, Tobias Haase, das Quartettspiel »Sächsische Orgeln« entwickelt. Es enthält 32 Orgeln aus ganz Sachsen. Dabei gewinne zwar nicht die Orgel mit dem leistungsstärksten Motor, wohl aber eine Orgel mit möglichst vielen Registern oder besonders großen und tiefen Pfeifen, so Weigert, der leidenschaftlich bekennt: »Eine Orgel kann eigentlich nie groß genug sein.«
Das Quartett-Spiel ist eine erstaunliche Entdeckungsreise und offenbart manche Überraschung. Etwa dass die älteste Orgel Sachsens aus dem Jahr 1671 stammt und in der Wehrkirche Pomßen steht. Oder dass die Orgel mit den meisten Pfeifen die Eule-Orgel der Leipziger Nikolaikirche ist (6804 Pfeifen).
Dass die altehrwürdige Orgel keineswegs ein Instrument »von gestern« ist, beweist die deutsch-schwedische Organistin Ann-Helena Schlüter, die lange Zeit in Leipzig wirkte und nun in Würzburg und Hamburg tätig ist. Sie ist mit ihren Kompositionen und Aufführungen auf vielen Kanälen des Internets zu erleben, zum Beispiel auf ihrem Youtube-Kanal, wo sie unter anderem die Werke Johann Sebastian Bachs an Jugendliche vermittelt. Durch Bach, insbesondere durch dessen Kunst der Fuge, habe sie selbst die Orgel entdeckt, erzählt sie. »Meine Liebe zur Orgel begann und wuchs in Leipzig«, so die Künstlerin und ergänzt: »Die Orgel ist für mich ein himmlisches Klang- und Farbenwunder, eine Leiter zum Lob Gottes.«
Diese Kraft der Orgel möchte sie auch in Zeiten der Pandemie freisetzen, weshalb sie den Orgel-Zyklus »Pandemic Dance« komponiert hat. »Ich möchte gern die hellen Stimmen der Orgel zur Geltung bringen, die, die selten, die nie verwendet werden, jedenfalls nie allein. Sie stehen für die Ausnahme-Situation. Meine Werke thematisieren die Angst, vielleicht auch die Hysterie. Aber immer mit dem Glanz des Trostes und der Beruhigung.« Diesen Trost, dessen Ursprung für die gläubige Christin in Gott wurzelt, will die Organistin auch auf ihren CDs transportieren, zum Beispiel auf der jüngsten mit dem Titel »Holy Spirit«.
Vielleicht liegt in diesen vielfältigen Aktivitäten zum »Jahr der Orgel« ein rettender geistiger Ausweg aus der Enge und Angst der gegenwärtigen Krise: dass dem Kronen-Virus auch mit der Königin der Instrumente begegnet wird – und man sich von ihren Klängen und Tönen über die Bedrückung und Verunsicherung hinausheben lässt zu Gott. Dass in diesen Klängen erspürt und erglaubt wird, dass Gott mit uns ist in den tiefsten Tiefen, den höchsten Höhen und allem dazwischen. Manchmal braucht es dazu eben das größte Instrument der Welt, um die Ängste der Welt zu übertönen und darauf zu vertrauen, dass nichts höher und nichts tiefer sein kann als die Liebe Gottes.
Teilnehmer: 53
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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