Irgendwann hatte sie die Nase voll. Seit Jahren schaltete sie jeden Morgen das Radio ein. Duschen, Zähneputzen und dabei die Nachrichten hören – das erschien der Kollegin lange Zeit als geeigneter Weg, um den Tag zu beginnen. Irgendwann in den letzten Monaten war dann Schluss damit. »Immer nur Corona, Krieg und Katastrophen. Da war der ganze Tag verdorben.« Medien haben die Aufgabe, Missstände zu benennen. Das ist ihre Pflicht in einer Demokratie. Aber: Wenn nur noch Pleiten und Pannen, Unglück und Schrecken die Nachrichten beherrschen, zieht einen das gewaltig nach unten. Und auch das ist eine Gefahr für die Demokratie. Negative Emotionen »führen zu Angst und Hilflosigkeit, die lähmen und blockieren«, sagt die Neurowissenschaftlerin Maren Urner in einem SPIEGEL-Interview. Aber genau das bräuchte unsere Welt: Menschen, die sich für etwas einsetzen. Für Veränderungen. »Wir müssen uns andere Geschichten erzählen«, so Urner. Denn diese Geschichten gibt es ja. Die Frau, die im Lockdown monatelang für ihre Nachbarin einkaufen gegangen ist. Die Jüdin und der Palästinenser, die einem Aufruf zum gemeinsamen Gebet gefolgt sind. Die Baumpflanz-Aktion, die wenigstens einen winzigen Teil der Dürrezone begrünen wird. Aus solchen Geschichten entsteht Kraft.
Morgens das Radio einschalten? Ja, warum nicht. Und dann vielleicht mal mit der Andacht anfangen. Da sollte die Geschichte von einer guten Nachricht drin sein. Schrecken und Gelingen. Beides zählt zur Wahrheit. Keines von beiden darf verschwiegen werden. Die Frage ist: Wovon will ich mich leiten lassen? Vom Blick ins Chaos? Oder von der Hoffnung, dass auch mein Engagement Teil einer solchen Geschichte des Gelingens werden könnte.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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