Am Netz des Friedens weben
Frieden: Vom 7. bis 17. November findet vielerorts unter dem Motto »Reichweite Frieden« die Friedensdekade statt. Wie kann Frieden werden? Aus Sachsen und Simbabwe kommen dafür ganz besondere Impulse.
Wenn am Sonntag die traditionelle Ökumenische Friedensdekade beginnt, geschieht das unter den dunklen Vorzeichen einer friedloser gewordenen Zeit. Nicht nur das Kriegseinsatz-Desaster von Afghanistan, auch die erbitterten Kriege im Jemen oder in Äthiopien sowie die bedrohlich fortschreitenden Spannungen zwischen der NATO und Russland machen die Friedenssuche in diesem Jahr ebenso schwierig wie höchst notwendig.
Dabei begann das Jahr noch so hoffnungsvoll mit dem Inkrafttreten des Internationalen Atomwaffenverbotsvertrags, den mehr als 80 Staaten unterzeichnet haben. Doch die Atommächte und NATO-Staaten, einschließlich Deutschland, hatten weder an den Verhandlungen teilgenommen noch den Vertrag unterzeichnet. Stattdessen führte die NATO vom 14. bis 18. Oktober wieder ihre multinationale Nuklearübung »Steadfast Noon« durch. Auch geht offenbar in der NATO die Rede davon, in eine »neue Ära der nuklearen Abschreckung« einzutreten. Demgegenüber will die Friedensdekade die Fragen nach einer alternativen Friedenspolitik in das Bewusstsein rücken und das vorherrschende Denken einer auf Gewalt ausgerichteten Sicherheitspolitik hinterfragen, erklärte Jan Gildemeister, Vorstandsvorsitzender der Ökumenischen Friedensdekade.
Um die Reichweite von Gedanken des Friedens zu vergrößern, haben die sächsische und die mitteldeutsche Landeskirche ein Internet-Angebot für Mobiltelefone initiiert – die Handy-App »Peace and Pray«. Damit können jeden Tag Friedensimpulse von Christen aus Sachsen und Mitteldeutschland abgerufen werden. Unter ihnen ist auch Staatsminister Martin Dulig, der in seinem Impuls für den Bußtag über den Umgang mit gegensätzlichen Meinungen in der Gesellschaft schreibt: »Reagieren Sie heute mal ganz anders auf Ungerechtigkeit, Demütigung oder Kritik – gehen Sie darauf ein, argumentieren Sie aber nicht gleich zurück, sondern ›halten Sie noch die andere Wange hin‹, hören Sie erst einmal zu und schauen Sie, was dadurch anders wird.«
Dass der Frieden mit Denkmustern beginnt, betont die simbabwische Autorin und Filmemacherin Tsitsi Dangarembga, die am vorletzten Sonntag den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten hat. In ihrer Dankesrede zeigte sie, wie die heutige Gewalt in vielen Teilen der Welt auf die gewaltsame Kolonialgeschichte des westlichen Imperialismus zurückgeht und rief dazu auf, ein neues Denken zu beginnen und »eine neue Aufklärung« zu wagen. Denn um ein nachhaltig friedvolles Zusammenleben der Menschheit zu erreichen, sei ein Paradigmenwechsel nötig – das rassistische Denken und ein ausbeuterisches Weltwirtschaftssystem müsse überwunden werden. »Was wir tun können, ist, unsere Denkmuster zu verändern, Wort für Wort, bewusst und beständig, und daran festhalten, bis wir Ergebnisse sehen in der Weise, wie wir Dinge tun und welche Folgen sich daraus ergeben (…) Unsere Entscheidung, was und wie wir denken, ist letztlich eine Entscheidung zwischen Gewalt oder Frieden fördernden Inhalten und Narrativen«, sagte sie. Es müsse eine Umkehr vom »Ich« zum »Wir« gelingen. Statt des in den Untergang führenden Profitdenkens und -strebens empfahl sie die afrikanische Ubuntu-Philosophie, die von dem Grundsatz ausgeht: »Ich bin, weil du bist.«
Dangarembga glaubt an die Fähigkeit zur Umkehr im Denken und eine positive Hinwendung zum Frieden: »Dass jemand wie ich, die in nicht so ferner Vergangenheit aufgrund von demografischen Kriterien im schlimmsten Fall als nicht denkend, im besten Fall als nicht auf eine wertvolle Weise denkend und deshalb auf nicht wertvolle Weise existierend kategorisiert wurde, heute diesen Preis erhält, bezeugt die Fähigkeit für Wandel, die wir Menschen haben.«
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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