
Er liegt ein bisschen abseits der Straße. Unauffällig ist er. Ich besuche ihn am letzten Tag meines Urlaubs. Eindrücklich führt er mir vor Augen, dass die Nordsee abseits von Erholung und Urlaubstraum eben doch eine Naturgewalt ist: der Friedhof der Namenlosen in Nebel auf Amrum.
Hier liegen Menschen begraben, die am Strand gefunden wurden und nicht identifiziert werden konnten. Die 32 schlichten Holzkreuze sind darum auch nur mit dem Datum des Auffindens beschriftet. Das älteste Grab trägt die Jahreszahl 1906, das jüngste datiert aus dem Jahr 1969. Vermutlich sind es Seeleute, die über Bord gingen und ertranken. Ich spreche ein stilles Gebet für die Namenlosen und auch für ihre Angehörigen, die nie erfuhren, was aus ihren Söhnen, Männern, Brüdern wurde. Da fällt mein Blick auf eine Stele am Ende des Friedhofs. »Freut euch« steht in großen Lettern darauf geschrieben. Ich schlucke. Das ist eine Botschaft, die ich hier nicht erwartet habe. Unpassend erscheint sie, ja sogar zynisch.
Erst als ich zum letzten, etwas versteckt liegenden Kreuz gehe, sehe ich, dass die Inschrift weitergeht. »Freut euch / dass eure Namen / geschrieben sind / im Himmel«, lautet der Text auf allen vier Seiten der Stele.
Passender hätte diese Inschrift nicht ausgesucht werden können, finde ich. Denn vor Gott ist niemand vergessen. Er sagt uns zu: »Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein.« Wunderbar tröstlich und fast versöhnlich erscheint mir die Botschaft im Angesicht eines so schrecklichen Todes. Dieser kleine schlichte Friedhof war am Ende das Eindrücklichste, das mir in meinem Urlaub begegnet ist. Ich werde ihn so schnell nicht vergessen.
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