Richtungsänderung?
Synode: Unter dem Motto »Kirche in der Zwischenzeit« hat Sachsens Landessynode am Wochenende nach Orientierung für die Kirche der Zukunft gesucht. Eine »Verschnaufpause« vor dem Aufbruch – aber wohin?Wer kreativ sein und Visionen entwickeln will, braucht Zeit und Freiräume. Dass beides in der Landeskirche kaum zu finden ist, wurde bei der Frühjahrstagung der 28. Landessynode am Wochenende in Dresden an vielen Stellen deutlich. Synodale berichteten aus ihren Gemeinden von Mitarbeitern, die vom Druck des Alltagsgeschäfts frustiert sind. Die Kirchenleitung konstatierte in ihrem Bericht, dass sie es aufgrund der »vielen Tagesordnungspunkte" nicht schaffe, "vor die Lage zu kommen, einen Schritt voraus zu sein«. Und auch Landesbischof Tobias Bilz zählt in seinem Vortrag viele »Beschwernisse« auf, die eine »Verschnaufpause« nötig machten.
So nutzte die Landessynode die Tagung auch als »Orientierungsmoment«, um den weiteren Weg besser in den Blick nehmen zu können. Denn »ohne Ausblick ist es schwer, zuversichtlich zu leben und zu arbeiten«, sagte Bilz. Doch der Bericht der Kirchenleitung half einigen Synodalen dabei nicht, weil er ihnen »nichts Konkretes« liefere, so Florian Reißmann. Andere lobten ihn als »Zu-Mutung und Ent-Täuschung«, wie Steffen Göpfert: Die Kirchenleitung wisse eben auch nicht alles.
Konkret wurde: Die Zugänge zum Predigtamt sollen überprüft und könnten für Diakone und Prädikantinnen geöffnet werden. Auch sollen die Strukturen auf allen Ebenen überprüft werden. Überlegt werde, sich der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern anzunähern, hieß es bei der mündlichen Vorstellung des Berichts.
Die ehemalige Synodalpräsidentin Gudrun Lindner sagte etwas frustriert, dass die Landeskirche bei Pfarrerbild, Pfarramt und Verwaltung seit 30 Jahren strukturell nicht weitergekommen sei. Die sächsische Landeskirche sei eine »Kirche der Stagnation« geworden, keine »lebendige Kirche« mehr. In ihrem Kirchenbezirk Zwickau seien »weit und breit keine Pfarrer zu finden«. Deshalb »machen wir es selbst«, sagte sie. »Wir brauchen frohmachende Predigten«, »die Gemeinschaft muss gelebt werden«.
Das betonte auch Landesbischof Tobias Bilz: »Unsere Weggemeinschaft soll eine Ermutigungsgemeinschaft sein!« Doch ohne ein »erstrebenswertes Ziel« werde es keinen dynamischen Aufbruch geben, sagte er. Das große Ziel sei das Reich Gottes. Allerdings sehe er ein mangelndes Gottvertrauen. Deshalb denke er darüber nach, zur Buße aufzurufen. Denn mit Gottvertrauen sei eine Richtungsänderung möglich, zog er den Vergleich zur biblischen Erzählung über Hagar. Durch die Begegnung mit einem Engel lernte sie Gott wieder zu vertrauen, ließ von ihrer ziellosen Flucht ab und kehrte um. Unter allen Umständen bleibe es die Aufgabe der Kirche, das Evangelium von Jesus Christus in die Welt zu bringen, sagte der Bischof und forderte eine »zeitgemäße Verkündigung in Wort und Tat«.
Auf welchen Wegen das möglich sei, müsse auch ausprobiert werden, sagte Bilz. Er wolle mit verschiedenen Formaten, »die Kirche von morgen experimentell erkunden und damit prophetisch handeln«.
Der Religionspädagoge Michael Domsgen konnte das nur unterstreichen. Es gehe nicht um das »absolut Richtige«, was zu tun ist, sagte er den Synodalen. Vielmehr brauche es »ein mutiges Probieren mit den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten«. Domsgen lehrt an der Universität Halle und ist Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Bestehende Strukturen seien nicht alternativlos, Kirche könne auch anders gestaltet werden, sagte er. Wer einen Neuanfang wagen will, der muss mit Routine brechen.« Kirche dürfe nicht mehr nur stationär gedacht werden, sondern auch ambulant. Sie müsse dorthin gehen, wo die Menschen sind und »glaubwürdig agieren«.
Darauf aufbauend benannten die Synodalen zur Standortbestimmung verschiedene Formen von Gemeinschaft, wie Kirche sein soll. Die Stichworte waren Verkündigung, Ermutigung, Funktion, Experimentieren, Soziales, Alltag, Freiraum und "mobil". Daran wurde und wird künftig weitergearbeitet, um Wege und Möglichkeiten für kirchenleitendes Handeln zu finden.
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Teilnehmer: 95
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