Bin ich schön?
Schönheit: Nie zuvor war es so leicht, den »perfekten« Körper herzustellen. Dabei scheint der christliche Gedanke der Geschöpflichkeit keine Rolle mehr zu spielen. Doch wohin führt der »Schönheitswahn«?»How do I look? Wie sehe ich aus?«, fragt eine Kandidatin in der gleichnamigen Show des Senders Sixx und blickt dabei nicht in einen Spiegel, sondern auf Menschen, die ihr zujubeln. Hat sich die Kandidatin doch durch Styling und kosmetische Prozeduren vom hässlichen Entlein in einen schönen Schwan verwandelt. Sie ist erfolgreich, weil sie eine wichtige Vorgabe der Show befolgt: Man hat sich stets als Angeschaute wahrzunehmen – als eine Angeschaute, die sich den Blicken anderer stellen und dem gängigen Schönheitsideal anpassen muss. Als Einschränkung empfinden das die Wenigstens, denn die Show verheißt dem schönen Schwan am Ende Beliebtheit, Ansehen und Wohlbefinden.
Das Bedürfnis, den Körper einem plakatierten Schönheitsideal anzupassen, gab es schon immer. Von Fastenkuren über Fitnessprogramme bis zu massiven Eingriffen am Körper – alles war schon einmal da. Und doch ist dieser Tage vieles anders. Nie zuvor war es so leicht, Schönheit herzustellen, und nie zuvor war der schöne Körper so allgegenwärtig. Die Erwartungen sind entsprechend größer denn je. Der schöne Körper wird zum Allheilmittel für verschiedenste Probleme und Krisen. Minderwertigkeitskomplexe und Identitätsprobleme, aber auch Einsamkeit und Schwäche, lösen sich scheinbar auf, wenn man nur genug für den schönen Körper tut.
Diese Arbeit lohnt sich noch in einer ganz anderen Hinsicht. In einer körperzentrierten Gesellschaft lässt sich nachweisen, dass jemand, der als schön wahrgenommen wird, eine steilere Karriere, ein höheres Gehalt und ein größeres Ansehen hat als derjenige, der unansehnlich wirkt. Vor diesem Hintergrund boomen nicht nur der Kosmetikmarkt und die Schönheitsindustrie, sondern auch Medienformate wie die Casting-Show »Germany‘s Next Topmodel« (Pro 7). Wer vor den gestrengen Augen der Jurorin Heidi Klum besteht, dem verheißt die Zeremonienmeisterin von »Germany‘s Next Topmodel« eine Karriere von Weltrang und »unsterblichen« Ruhm.
Dieser Ruhm wird aber nur derjenigen zuteil, so betont Klum, die ihr schönes Aussehen mit einem wiedererkennbaren Image verbindet. Das Image ist ein Vorstellungsbild von einem Menschen im Sinne seines Marktwerts. Es zählt also nicht das, was man ist, das »Sosein der Person«, sondern das, als was man gilt. Das Schöne wird zunehmend marktförmig. Die Kommerzialisierung von Schönheitskonzepten zeigt sich auf Laufstegen, auf denen der schöne Körper als Werbeträger eingesetzt und seine sexualisierte Präsenz öffentlich zelebriert wird. Diese Ökonomisierung des schönen Körpers steht im Zeichen des sogenannten Schönheitswahns und ist Zeichen einer Ich-Vermarktung in einer Gesellschaft, die Schönheit als Ausweis von Durchsetzungsvermögen, Attraktivität und Beliebtheit deutet.
Die höchste Schönheit besitzt nach Platon aber nur die Idee selbst, das unveränderliche Urbild, das in sich ruht. Der Mensch hat die Möglichkeit, Anteil am Ewigen zu erlangen. Während alles Schöne in der Sinnenwelt veränderlich und vergänglich ist, stillt die überirdische Schönheit die Sehnsucht der Liebe nach der Verewigung.
Die Sehnsucht nach Schönheit ist nicht pauschal abzuwerten, sie gehört grundsätzlich zum Menschen und seiner Würde. Sie umfasst mehr als sinnliches Begehren. Wer das Schöne unverstellt liebt, liebt es letztlich auf Grund seiner Beziehung zum Unendlichen, das als Verheißung im Schönen gegenwärtig ist. Am »Ende der Zeiten« (1. Kor 10,10) vollendet sich das Verheißene »von Gott her« (Offb 21,2). Dieser Gott »macht alles neu« (Offb 21,5).
In Zeiten der Selbstoptimierung und Perfektionierung macht dagegen der Mensch alles neu – und sich selbst schön. Der christliche Gedanke der Geschöpflichkeit des Menschen scheint keine Rolle mehr zu spielen. Der Mensch tritt letztlich als sein eigener Schöpfer auf, der ein Leben in ewiger Jugend und Schönheit mit den Mitteln modernster Technik selbst herstellen will. Jene Schönheit, die Gott, dem vollkommen Schönen zukommt, kommt nunmehr als hergestellte, perfektionierte Schönheit dem Menschen zu.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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