Lutheraner weltweit vereint
Lutherische Weltgemeinde: Sechs deutsche Vertreter sind in den Rat, das ehrenamtliche Leitungsgremium des LWB, gewählt worden. Darunter ist auch die Dresdner Historikerin Bettina Westfeld.Wenn Bettina Westfeld über Sinn und Zweck des Lutherischen Weltbundes (LWB) spricht, dann leuchten ihre Augen. Ihre Begeisterung wirkt ansteckend. Der Antrieb der Historikerin, sich ehrenamtlich im LWB zu engagieren ist der Wunsch, daran mitzuwirken, als Kirche wirksam zu sein, gemeinsam mit den lutherischen Glaubensgeschwistern, denen sie sich weltweit verbunden fühlt. Mit der Vollversammlung in Krakau endete eigentlich ihre Amtszeit im Rat des LWB. Überraschend wurde sie für eine zweite Amtszeit nominiert und gewählt. Damit repräsentiert Westfeld, die auch Präsidentin der sächsischen Landessynode ist, die mitteldeutsche Region im LWB. Angesichts von 48 Rats- mitgliedern aus 150 Mitgliedskirchen ist dies keine Selbstverständlichkeit.
Wenn Westfeld auf die zurückliegende Legislatur blickt, dann ist ihr vor allem wichtig, die Wahl der ersten Generalsekretärin des LWB, der estnischen Theologin Anne Burghardt, zu erwähnen. Die Wahl musste 2021 wegen Corona per Zoom abgehalten werden. »Dass es aber gelungen ist, ein Gefühl von Gemeinschaft aufzubauen und gemeinsam zu wählen, das gehört für mich zu den wunderbaren Erinnerungen«, schaut sie dankbar zurück.
Westfeld hat unter anderem im »Member Church Project Comitee« mitgearbeitet. Mitgliedskirchen können hier Förderanträge stellen, und der LWB sammelt dafür Geld und kontrolliert die Umsetzung. Dadurch habe sie den LWB noch besser kennengelernt und was die lutherische Weltgemeinschaft ausmacht. Der Einsatz für den Nächsten, motiviert durch den Glauben, zeige sich auf vielfältige Weise.
Da werde der extrem hohen Jugendarbeitslosigkeit in Afrika begegnet oder Mädchen werden vor der Genitalbeschneidung bewahrt. Der LWB unterstützt zudem Hilfsprojekte für Geflüchtete in der ganzen Welt. »Wir haben aber auch Projekte auf dem afrikanischen Kontinent unterstützt, um Menschen davon abzuhalten, falschen Verspre- chungen der Schlepper zu glauben.«
Letztlich führten Fluchtbewegungen vor 75 Jahren zur Gründung des LWB, erinnert die Historikerin. Die Überlegungen zu einer weltweiten lutherischen Gemeinschaft gab es schon sehr lange. Aber erst als 1947 in Folge des Zweiten Weltkriegs weltweit 30 Millionen Menschen auf der Flucht waren, haben es die Lutheraner geschafft, ihre internen Animositäten zurückzustellen, um sich zum Lutherischen Weltbund zu vereinigen.
Jeder achte Geflüchtete, so Westfeld, war damals evangelisch-lutherisch. Die Idee war zunächst, den eigenen Leuten zu helfen. Aber schnell weitete sich diese Hilfe aus. Daraus resultiert für Westfeld: »Die DNA des Lutherischen Weltbundes ist die diakonische Arbeit.« Heute ist der LWB einer der größten Partner der Vereinten Nationen, des UN-Flüchtlingshilfswerks, als »Faith Based Organisation«, eine Hilfsorganisation, die aus dem Glauben heraus Menschen hilft. »Wir bekommen von der UN Aufträge, in besonders heiklen Gebieten zu helfen, denn wir gelten als sprachfähig in religiösen Fragen. Die Weltgemeinschaft traut uns da scheinbar mehr zu, als wir uns oftmals untereinander«, stellt sie fest.
In den Kirchengemeinden ist die Arbeit und das Wirken der weltweiten lutherischen Gemeinschaft nicht leicht zu kommunizieren, das weiß auch Bettina Westfeld aus ihrer Arbeit in der sächsischen Landessynode.
Es brauchte einen traurigen Anlass, um von einem abstrakten Ansatz zum konkreten Beispiel zu kommen. »Wir hatten uns in der sächsischen Synode überlegt, im Frühjahr 2022 über Ökumene und den LWB zu sprechen. Und dann kam der 24. Februar, der Angriffskrieg auf die Ukraine.« Viele Gemeinden haben sofort ihre Partnerschaftsbeziehungen aufleben lassen und sich um Geflüchtete gekümmert. Andere haben ihre Beziehungen nach Polen und nach Tschechien aktiviert und die Gemeinden unterstützt. »Es lohnt sich, in diese Partnerschaftsarbeit zu investieren. So können wir Salz der Erde sein. Wir beten füreinander, wir wissen voneinander und – falls notwendig – können wir sofort auf 150 Prozent gehen.« Das gelte für Mitteldeutschland und den gesamten LWB.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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