Christus durchtragen
Gerufen: Der heilige Christophorus hörte den Ruf Gottes und trug das Kind durch den bedrohlichen Fluss. Er ist Sinnbild des Zusammengehörens von Glauben und Handeln sowie des Durchhaltens – und gibt im Umgang mit Krisen und Nöten Orientierung.Wie durchlebt man Zeiten der Krise und Ungewissheit? Wie gelangt man in die Spur Gottes? Wo und wie wäre seine Weisung zu hören? Solche Fragen bewegen viele Christen, die in diesen Tagen an den Gebetswochen teilnehmen und beunruhigt sind von den Nöten der Zeit. Eine starke Inspiration könnte in dieser Situation die Geschichte des heiligen Christophorus sein, die der Theologe und Autor Peter Dyckhoff gerade in dem Buch »Christophorus – Weg der Wandlung« neu vor Augen führt. Darin erinnert er an jenen Christophorus aus der frühen Christenheit, der lange nach seinem Weg und Auftrag, nach Gott suchte – und ihn eines Tages überraschend fand. Da ihm das Fasten und Beten als Weg nicht zugänglich war, ließ er sich auf Geheiß eines Einsiedlers am Ufer eines gefährlichen Flusses nieder, in dem viele Menschen beim Versuch der Durchquerung umkommen. Hier sollte er, groß und stark wie er war, Menschen hinübertragen, so der Auftrag. Mit Hilfe einer großen Stange trug er fortan unaufhörlich Menschen hinüber. Bis er eines Tages in seiner Hütte die Stimme eines Kindes vernahm, die rief: »Christophorus, komm heraus und setz mich über.« Und er nahm das Kind auf die Schultern, ging ins Wasser und geriet alsbald in schweren Kampf. Das Wasser stieg und stieg, die Last wurde schwerer und schwerer – bis er in Todesangst meinte, ertrinken zu müssen. Doch mit Mühe brachte er das Kind ans andere Ufer, das sich ihm hernach als Christus offenbarte und ihn zu seinem Zeugen machte.
Seither ist Christophorus – der Christusträger – Sinnbild für das Durchhalten des Glaubens und das Durchtragen des Christus durch die Wirren, Bedrängnisse und Nöte dieses Lebens und dieser Welt. Dyckhoff schreibt dazu: »Wenn uns Dunkelheit begleitet oder uns das Wasser bis zum Hals steht, sollten wir nicht versuchen, die Last abzuschütteln, sondern sie annehmen in der berechtigten Hoffnung, dass sie uns Wandlung zum Besseren schenkt.« Es geht darum, sich im Bunde mit Christus, mit Gott zu wissen – und durch ihn das Aufgetragene zu tragen und darauf zu vertrauen, sicher ans Ziel zu kommen. Es geht um Ergebung in den Willen Gottes und um aktives Handeln für andere. Gott ist nicht ferne, vielmehr vereint mit dem Menschen, der auf seinen Ruf hört. Christus auf die Schulter zu nehmen und durch den Fluss des Lebens zu tragen – ein Bild für den Weg des Getauften – ist eine Verbindung des Irdischen und des Ewigen im Versuch, in der größeren Liebe zu leben. »Das Bild des Christophorus (…) ist Bild eines gelungenen Einswerdens aller Elemente im Menschen, der dunklen und der lichten, mit der österlichen Welt des Auferstandenen. Durch diese Erfahrung wird Christophorus zum Symbol der Hoffnung auf die wahre Menschwerdung aller Menschen«, schreibt Peter Dyckhoff.
Christophorus lässt sich in Dienst nehmen, lässt sich hineinnehmen in die große Bewegung der Liebe. Wie Gott wirkt, bleibt ein Geheimnis. Aber offensichtlich ist: Er wirkt in und durch Menschen, die sich ihm öffnen und mit ihm und für ihn und durch ihn wirken.
Eine solche Christophorus-Erfahrung hat auch die im Nationalsozialismus verfolgte Jüdin Etty Hillesum (1914–1943) gemacht, als sie inmitten der Verfolgung in ihr Tagebuch schreiben konnte: »Ich will dir helfen, Gott, dass du mich nicht verlässt, aber ich kann mich von vornherein für nichts verbürgen. Nur dies eine wird mir immer deutlicher: dass du uns nicht helfen kannst, sondern dass wir dir helfen müssen, und dadurch helfen wir uns letzten Endes selbst. Es ist das einzige, auf das es ankommt: ein Stück von dir in uns selbst zu retten, Gott.«
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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