Streit um den Weltgebetstag
Weltgebetstag: Am 1. März soll mit und für Frauen in Palästina gebetet und deren Sehnsucht nach Frieden gehört werden. Doch nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober wurde manches angefragt.Selten zuvor war ein Weltgebetstag der Frauen derart brisant wie in diesem Jahr. Am 1. März soll weltweit mit und für Frauen aus Palästina gebetet werden – sie haben den Gottesdienstentwurf und die Texte hierfür erstellt. Die Entscheidung für Palästina als diesjähriges Weltgebetstagsland fiel bereits 2017 auf einer Konferenz in Brasilien. Das Material war schon im September 2023 veröffentlicht. Doch dann ereignete sich das Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 in Südisrael, dem über 1200 Menschen auf grausame Art zum Opfer fielen. Über 200 Geiseln wurden verschleppt. Seither laufen große Militäroperationen Israels, bei denen insbesondere die Luftwaffe tausende Ziele im dicht besiedelten Gaza angreift. Nach UN-Angaben waren bis 5. Dezember etwa 1,9 Millionen Menschen im Gazastreifen wegen der Luftangriffe aus ihren Häusern vertrieben und zu Binnenvertriebenen geworden. 60 Prozent aller Häuser und Wohnungen seien beschädigt oder zerstört. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza liegt die Zahl der getöteten Palästinenser bis Anfang Februar bei 27 000 und die der Verletzten bei 66 000. Die Zahlen können nicht unabhängig überprüft werden. Nach einer Analyse der israelischen Zeitung Haaretz von Anfang Dezember lag der Anteil der Zivilbevölkerung unter den Opfern des Kriegs auf palästinensischer Seite mit 61 Prozent auf einem außergewöhnlich hohen Niveau. Seit Dezember warnen die Vereinten Nationen vor einem sehr schwerwiegenden Mangel an Lebensmitteln im Gazastreifen.
»Angesichts von Gewalt, Hass und Krieg in Israel und Palästina ist der Weltgebetstag mit seinem diesjährigen biblischen Motto ›... durch das Band des Friedens‹ so wichtig wie nie zuvor«, betont die evangelische Vorsitzende des deutschen Weltgebetstagskomitees, Brunhilde Raiser. Gleichwohl habe sich nach dem Terrorangriff der Hamas »die Bereitschaft vieler Menschen in Deutschland weiter verringert, palästinensische Erfahrungen wahrzunehmen und gelten zu lassen«, ergänzt sie. Deshalb wurden die Materialien der palästinensischen Frauen ergänzt und überarbeitet. Zum Beispiel wurden die Fürbitten ergänzt um eine Bitte für alle, die seit dem 7. Oktober in Israel und Palästina »in unvorstellbarem Ausmaß unter Terror, Not und Krieg und sexualisierter Gewalt leiden«.
Und das ursprüngliche Mottobild der Künstlerin Halima Aziz, das drei Frauen in traditioneller Kleidung unter einem Ölbaum zeigt, wurde zurückgezogen. Dazu erklärte die katholische Vorsitzende des deutschen Weltgebetstagskomitees, Ulrike Göken-Huismann, gegenüber »domradio.de«, Halima Aziz habe in den Tagen nach dem 7. Oktober in den sozialen Medien Dinge gepostet, die »Hamas-freundlich« gedeutet werden können. »Es ist uns leider nicht gelungen, diese Vorwürfe gegen Halima Aziz auszuräumen, so dass wir gesagt haben: Aufgrund dieser Äußerung der Künstlerin können und möchten wir das Bild nicht weiter verwenden. Somit haben wir die Plakate mit diesem Titel- bild schon Mitte Oktober gestoppt«, so Göken-Huismann. Die Politologin Katja Dorothea Buck und der Theologe Jens Nieper kritisieren allerdings in ihrem Artikel »Wenig Wissen, viele Unterstellungen – Die deutsche Debatte über Nahost nach dem 7. Oktober 2023« in »zeitzeichen« diesen Umgang mit Aziz: »Bisher ist dieser Post aber nirgends als Beleg aufgetaucht. Der hehre Grundsatz, dass das Recht im Zweifel auf der Seite des Angeklagten ist, wird ohne mit der Wimper zu zucken vom Tisch gefegt.«
Zu den aufgekommenen Antisemitismus-Vorwürfen gegen das Weltgebetstagskomitee erklärte der Vorstand: »Das Existenzrecht Israels ist völlig unbestritten, deshalb sind Vorwürfe gegenüber dem Weltgebetstag, antisemitisch oder antiisraelisch zu sein, ebenso unberechtigt wie unhaltbar.« Vielmehr sei der Weltgebetstag mit seinem aktuellen Motto »... durch das Band des Friedens« ein weltweites Hoffnungszeichen, »dass Wege zum gemeinsamen Leben in der Region gefunden werden können«. Ein Gebet lautet: »Gott, wir beten, dass Versöhnung Hass besiegt, Frieden Krieg bezwingt, Hoffnung Verzweiflung überwindet und deine Pläne des Friedens in Erfüllung gehen.«
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
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