»Du, sag mal …«
Gott und die Kinder: Wie gehen Erwachsene um mit großen Lebens- und Glaubensfragen von Kindern? Das Konzept »Theologisieren mit Kindern« gibt Orientierung.Der vorherrschende Erziehungsstil ist demokratisch und auf Teilhabe ausgerichtet; dieses Erziehungskonzept nimmt die Kinder ernst in ihren Fragen und begleitet sie in ihrer eigenen Antwortsuche. Unsere älteste Tochter kam, als sie in die erste Klasse ging, eines Tages ziemlich erschüttert nach Hause. Sie berichtete uns von ihrer Klassenlehrerin: »Stellt euch vor, Frau S. glaubt nicht an Gott! Wie kann jemand denn so lieb sein und trotzdem nicht an Gott glauben?« Daraus hat sich dann ein wichtiges Gespräch entwickelt über die Frage, ob denn gläubige Menschen per se immer gute Menschen sind. Wir dürfen diese Herausforderungen als Chance sehen, dass Kinder sich schon früh sehr bewusst damit auseinandersetzen, woran sie glauben.
Kinder im Alter von vier bis zehn Jahren stellen existenzielle Fragen, die nicht in die Kategorie der Naturwissenschaften passen und daher auch nicht so einfach zu beantworten sind. Das Konzept »Theologisieren mit Kindern« unterstützt Kinder darin, ihren Glauben zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Die erwachsenen Gesprächspartner hören den Kindern dabei aufmerksam zu, erzählen auf Nachfrage von ihren persönlichen Glaubensvorstellungen und geben den Kindern Impulse zum Weiterdenken. Bei theologischen Gesprächen mit Kindern wird das traditionelle Muster »Das Kind stellt eine Frage, und die erwachsene Person antwortet« vermieden. Schließlich geht es bei den bedeutungsvollen und letztlich unentscheidbaren Fragen nicht darum, scheinbar eindeutige und einfache Antworten zu geben. Das Ziel ist vielmehr, sich auf eine gemeinsame Antwortsuche einzulassen und dabei den Ideen der Kinder großen Raum zu geben. Diese Suche ist ergebnisoffen und führt nicht immer zu einer abschließenden Antwort.
Das Theologisieren in Familien ereignet sich vorwiegend als ungeplantes, spontanes Gespräch. Häufig sind die Situationen nicht geeignet, sich auf ein längeres Gespräch einzulassen, weil in diesen Momenten die Zeit und die Ruhe dafür fehlt. Doch wie verschiebt man solche Gespräche auf einen passenderen Zeitpunkt, ohne dass das Kind den Eindruck hat, es wird nur vertröstet? Eine Möglichkeit wäre, eine schöne Fragebox mit dem Kind zu gestalten. Dort hinein können die spontanen Gedanken und Fragen zu philosophischen und theologischen Themen gelegt werden, um sie in einem passenderen Augenblick hervorzuholen. Einen weiteren Anlass, mit Kindern im Familienalltag zu theologisieren, bietet das Vorlesen von Kinderbüchern und Kinderbibeln. Dabei können auch die Eltern eine gesprächseröffnende Frage stellen.
Natürlich stellen Kinder auch kritische Fragen. Dann ist es besonders wichtig, gut zuzuhören und nicht mit vorschnellen Antworten zu reagieren. Erwachsene müssen bei diesen Fragen nicht die Allwissenden spielen, sondern sollten eigene Fragen und Grenzen ihres Verstehens ehrlich zugeben. Wichtig ist es, dass Eltern oder andere Erwachsene bei solchen Fragen ehrlich, persönlich und konkret antworten. Es ist kein Fehler, zuzugeben, dass man auf diese Fragen auch keine Antwort weiß. Und irgendwann ist auch mal genug theologisiert. Nicht alles, was für den Glauben wichtig ist, kann beim Theologisieren zur Sprache kommen. Für eine ganzheitliche religiöse Erziehung ist das Theologisieren nur eine wichtige Praxis neben Gebeten, Liedern, Vorlesen von biblischen Erzählungen und Gottesdienstbesuchen.
Die Autorin ist Studierendenpfarrerin in Magdeburg und beschäftigte sich intensiv mit elementarer Gemeindepädagogik.
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