Einfach dazugehören?
Teilhabe: Mit der am 13. April beginnenden »Woche für das Leben« rücken die Kirchen die Situation junger Menschen mit Behinderung in den Blick. Deutlich wird: Beim Thema Inklusion gibt es in Deutschland noch viel zu tun. Wie kann es weitergehen?Wenn am Sonnabend unter dem Motto »Generation Z(ukunft): Gemeinsam. Verschieden. Gut« die diesjährige »Woche für das Leben« mit einem ökumenischen Gottesdienst in Rüdesheim eröffnet wird, steht die Lebenswirklichkeit junger Menschen mit Behinderung im Mittelpunkt. Deren Chancen auf Teilhabe sollen erhöht werden. »Wenn die Bedürfnisse, Sorgen und Wünsche junger Menschen mit Behinderungen in unserer Gesellschaft nicht gesehen und berücksichtigt werden, ist es an uns, diese sichtbar zu machen und mit all unserer Kraft für weniger Barrieren zu sorgen«, erklären die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz Georg Bätzing in einer gemeinsamen Erklärung.
Dass es auf diesem Gebiet dringenden Handlungsbedarf gibt, mahnte Ende März die »Aktion Mensch« an. Anlässlich des Inkrafttretens der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland vor 15 Jahren bemängelte eine Sprecherin der Aktion, dass es Benachteiligungen von Menschen mit Behinderung in den Bereichen Bildung, Arbeit und Wohnen gebe. Damit werde verhindert, dass sie selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Eine von der »Aktion Mensch« in Auftrag gegebene Studie zeige, dass Deutschland im Vergleich zu anderen OECD-Staaten bei der Gleichstellung von Menschen mit Behinderung schlecht abschneide, hieß es. Besonders im Bereich der Bildung hat Deutschland der Studie zufolge große Defizite. Insgesamt steche Deutschland durch seine Sonderstrukturen wie Förderschulen, große Wohneinrichtungen oder Werkstätten negativ heraus. Die Aktion forderte deshalb mehr Inklusion an Schulen, einen inklusiven und barrierefreien Wohnungsmarkt und mehr Offenheit bei Arbeitgebern.
Auch die Diakonie Deutschland forderte mehr Barrierefreiheit in allen Lebensbereichen. Deren Sozialvorständin Maria Loheide wies darauf hin, dass die Bundesregierung im Koalitionsvertrag angekündigt habe, mit einer Reform des Behindertengleichstellungsgesetzes private Anbieter von Produkten und Dienstleistungen stärker zur Barrierefreiheit zu verpflichten. »Jetzt müssen Taten folgen«, so Loheide. Aktuell bestehe etwa ein großer Mangel an behindertengerechtem Wohnraum, beklagte sie.
Doch auch um das Thema vorgeburtlicher Bluttests auf Trisomien wird gestritten. Anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tages am 21. März plädierte die Bundesvereinigung Lebenshilfe für eine Überprüfung, ob diese Bluttests weiter als gesetzliche Kassenleistung zulässig sind. Die Zahl der sogenannten nicht-invasiven Pränataltests (NIPT) sei alarmierend hoch, heißt es in einer Mitteilung. »Weit mehr als 100 000 solcher Bluttests im ersten Halbjahr 2023 sind keine Ausnahmen mehr. Es deutet alles darauf hin, dass der NIPT schon jetzt zur Regeluntersuchung in der Schwangerschaftsvorsorge geworden ist. Davor haben wir von Anfang an gewarnt«, sagte die Bundesvorsitzende Ulla Schmidt. Die Bluttests seien laut Lebenshilfe nicht sicher und zeigen teilweise eine Behinderung an, auch wenn das Kind keine Behinderung hat. In den meisten Fällen führt die Diagnose Trisomie 21 zur Abtreibung des Kindes.
In diesem Jahr gestalten die EKD und die Bischofskonferenz die »Woche für das Leben« übrigens zum letzten Mal gemeinsam. Die EKD hatte sich im vergangenen Jahr einseitig aus der ökumenischen Lebensschutz-Initiative zurückgezogen und will sich künftig in anderen Formaten für den Lebensschutz einsetzen.
Impressionen vom Elbe-Tauffest
Impressionen vom Elbe-Kirchentag in Pirna
Festtag 100 Jahre Glaube + Heimat
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